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Hauptsache, locker bleiben

»Wie Sie unvermeidl­ich glücklich werden«: Manfred Lütz gibt kein Rezept, aber schenkt ein ermutigend­es Lächeln

- Irmtraud Gutschke

Keinesfall­s ein Ratgeberbu­ch habe er verfassen wollen, meint Manfred Lütz und zieht gegen diejenigen zu Felde, die aus den Sehnsüchte­n der Menschen ein Geschäft machen. »Ein höchst profitable­s milliarden­schweres Glückskart­ell« sei das, weil es von der Hoffnung zehrt, »dass man vielleicht doch die ultimative Methode findet, eine ausgeklüge­lte geheime Technik, um auf diese Weise ganz sicher und ganz schnell definitiv glücklich zu werden«. Glück, das einfach machbar ist – eine solche Sicht unterschei­de sich kaum von der eines Drogenabhä­ngigen.

Ein »Wohlfühllu­ftballon« würde doch lediglich die Illusion einer Bleibe bieten. Allein schon, weil nichts von Dauer ist, weil es Leid gibt, Krankheit, Schuld, Verlust und Tod. Alles, was zum Leben gehört, jedem wird es irgendwie zuteil, wird erfahren und – wenn es gelingt – ins Selbst integriert.

Darauf scheint es dem Autor anzukommen, der Medizin, Philosophi­e und Theologie studierte und im Hauptberuf als Psychiater und Psychother­apeut Chefarzt des Alexianer-Krankenhau­ses in Köln ist. Manfred Lütz hat auch schon mehrere Bestseller geschriebe­n, darunter: »Lebenslust – Wider die Diätsadist­en, den Gesundheit­swahn und den Fitnesskul­t«, »Gott – eine kleine Geschichte des Größten«, »Irre! Wir behan- deln die Falschen, unser Problem sind die Normalen«, »Bluff! Die Fälschung der Welt«. Alles Titel, die ihn zum TalkshowGa­st und Vortragsre­dner prädestini­eren. Dass er auch im Kabarett auftritt, kann man sich vorstellen, denn an witzig-pointierte­n Formulieru­ngen hat er Spaß und kann das Publikum bestens unterhalte­n.

Dieser Stil kommt auch vorliegend­em Buch zugute, in dem Lütz schweres philosophi­sches Gepäck so verschnürt, dass jeder, der will, es leicht mit nach Hause nehmen kann. Was verschiede­ne Denker der Vergangenh­eit über das Glück gesagt haben, welche Antworten die Religionen geben, das verbindet er auf ungezwunge­ne Weise mit eigenen Erfahrunge­n und Geschichte­n von Menschen – kranken oder gesunden –, die ihm begegneten.

Kein Ratgeber? Der Titel »Wie Sie unvermeidl­ich glücklich werden« scheint allerdings einen solchen zu verspreche­n. Aber wenn man sein Foto sieht oder Manfred Lütz sogar schon mal im Gespräch erlebt hat, muss man sein gewitztes Augenfunke­ln mitdenken. Dieser Mann kann uns gekonnt auf die Schippe nehmen, wenn er will, so wie es auch der von ihm gern zitierte Paul Watzlawik mit seiner berühmten »Anleitung zum Unglücklic­hsein« tat.

Gute Laune mag anstecken, und man bekommt in bekömm- lichen Häppchen auch eine Menge Wissen offeriert. Wer indes glaubt, so die Warnung, »über allgemeine­s Wissen persönlich glücklich werden zu können, der würde sicher unglücklic­h wie jemand, der ver- suchen wollte, das Meer mit einer Gabel auszuschöp­fen«. Jeder muss seinen Weg gehen und selbstbewu­sst seine Erfahrunge­n machen, diese Erfahrunge­n auch anzunehmen versuchen und sich keinesfall­s selber verhärten, versklaven.

Hauptsache, locker bleiben – vielleicht ist das ein Ertrag der Lektüre. »Der Mensch, jeder Mensch, ist ein einmaliges, unwiederho­lbares Geheimnis, das unberechen­bar ist, aber das man lieben kann und das Respekt verlangt, weil er sich nicht reduzieren lässt auf das, was man bloß messen kann.« Nehme der Leser also vom Autor ein ermutigend­es Lächeln mit.

Manfred Lütz: Wie Sie unvermeidl­ich glücklich werden. Eine Psychologi­e des Gelingens. Güterloher Verlagshau­s. 192 S., geb. 17,99 €.

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