Sonntags um halb vier gibt’s »Donauwellen«
Man nehme also 300 g Butter, 200 g Zucker, 5 Eier ... Und für die Creme unter der Schokoladenglasur noch einmal 200 g Butter? Da würde sich manch eine – Männer nehmen das nicht so erst – schon gruseln: ein ganzes Pfund Butter, während man sonst nur Halbfettmargarine, Süßstoff und fettarme Mich benutzt. Aber damit schmecken die »Donauwellen« natürlich nicht oder eben nicht so, wie sie sollten. Darf man denn nicht wenigstens »Sonntags um halb vier« mal über die Stränge schlagen? So heißt dieses Backbuch, das Sabine Kranz, Zeichnerin und Designerin aus Frankfurt am Main, zu einem Kunstwerk gestaltet hat. Etwas nostalgisch muten die farbkräftigen Bilder auf den ers- ten Blick an. Ja, genau, 50er-Jahre-Stil. Oder reichen die Assoziationen doch noch weiter zurück? Batman balanciert auf einem VW-Bus. Kaiserin Sissi (die wohl kaum Sachertorte gegessen haben dürfte), hat mit dem Gesicht von Romy Schneider auf einem Riesenrad Platz genommen, hinter dem ein Fiaker steht. Und wie illustriert man den köstlichen Kalten Hund? Durch einen Dackel, der vor einem geöffneten altertümlichen Kühlschrank steht. Sabine Kranz hat wohl daran denken müssen, wie sie als Kind neben ihrer Oma stand, die einen Schlager aus dem Radio mitträllerte, während sie mit kräftigen Armen den Teig knetete. Bei einer Feier kamen manchmal sechs oder sieben Kuchen auf den Tisch, erinnert sie sich. Die Rezepte von Anisplätzchen bis Zwetschgenkuchen hat sie aus handschriftlichen Notizen oder mündlichen Überlieferungen »verschiedener eigener, verschwippter und verschwägerter Omas, Opas und Tanten zusammengetragen«. Ihrem Wohnort gemäß darf natürlich auch der Frankfurter Kranz nicht fehlen. Zu fett auch dieser? Aber geht bei allem Schlankheitsbemühen heute nicht manchmal die Lust an der Fülle verloren? Sabine Kranz: Sonntags um halb vier ... Von Buttercreme und Zuckerguss. Kunstanstifter Verlag. 80 S., geb. m. wattierter Decke, 24 €.