Ein Schuss Mord
Asylbewerber in Hessen verletzt / Merkel weist Forderung nach Obergrenze zurück
Berlin. Auf Asylbewerber im hessischen Dreieich ist in der Nacht zum Montag ein Anschlag verübt worden. Ein 23-Jähriger sei durch Schüsse auf eine Flüchtlingsunterkunft leicht verletzt worden, teilte die Kriminalpolizei in Offenbach mit. In dem betroffenen Gebäudeteil leben zur Zeit 15 Männer, 14 Syrer und ein Afghane. In einem anderen Teil wohnen vier Familien aus Albanien, Afghanistan und Eritrea. »Wir sind erschüttert, fassungslos und entsetzt«, sagte der stellvertretende Bürgermeister Dreieichs, Martin Burlon (parteilos). Es habe keinerlei Anzeichen für fremdenfeindliche Stimmung in der Stadt gege- ben. Die Erfahrungen mit den Flüchtlingen seien durchweg positiv, auch dank des Engagements der Bürger.
Der Vorfall in Dreieich ist nicht der erste Angriff auf einen Schutzsuchenden mit einer Schusswaffe. Im April vergangenen Jahres waren in Hofheim (ebenfalls Hessen) mehrere Schüsse mit einer Gaspistole auf eine Unterkunft für Asylbewerber abgegeben worden. Die Staatsanwaltschaft erhob deswegen im November Anklage gegen einen 20 Jahre alten Mann.
Unterdessen hat Angela Merkel die Forderung des bayerischen Ministerpräsident Horst Seehofer nach einer Obergrenze für neu ankommende Flüchtlinge von 200 000 Menschen pro Jahr abgelehnt. »Dieses ist nicht die Position der Bundeskanzlerin. Eine Begrenzung der Flüchtlingszahlen lässt sich nach unserer Überzeugung nicht im nationalen Alleingang erreichen«, so Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. LINKEN-Chef Bernd Riexinger äußerte grundsätzliche Kritik an der Forderung. Seehofer versuche damit, »seinen Führungsanspruch über den rechtspopulistischen Stammtisch auf Kosten von Menschen in Not weiter zu festigen«, sagte er.