nd.DerTag

Deutschlan­d hält Saudis die Treue

Bundesregi­erung will keine Sanktionen / Sunnitisch regierte Staaten brechen mit Iran

- Von Fabian Lambeck

Während die Lage am Golf weiter eskaliert, weigert sich die Bundesregi­erung, einen Ausfuhrsto­pp für Rüstungsgü­ter nach Saudi-Arabien zu verhängen. Bomben auf Zivilisten in Jemen, Massenhinr­ichtungen im eigenen Land und finanziell­e Hilfe für islamistis­che Kämpfer in Syrien: Saudi-Arabien bietet derzeit mehr als einen guten Grund für Sanktionen. Doch die Bundesregi­erung setzt weiter auf einen »konstrukti­ven Dialog« mit dem islamische­n Königreich, wie Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Montag betonte. Er machte deutlich, dass Berlin derzeit keine Sanktionen ins Auge fasst. Auch Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) hielt sich mit klaren Aussagen zurück. Er wolle »überprüfen«, ob man in Zukunft auch defensive Rüstungsgü­ter »kritischer beurteilen« müsse, so der Vizekanzle­r. Auch wenn ein Sprecher des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums erklärte, in der letzten Zeit sei keine Lieferung von Kampfwaffe­n an Saudi-Arabien genehmigt worden: 2015 hatte Deutschlan­d noch Teile für Kampfflugz­euge, Schießsimu­latoren, Drohnen und Geländewag­en nach Saudi-Arabien exportiert.

Selbst aus der CDU kommen kritische Stimmen. Der Vorsitzend­e der deutsch-arabischen Parlamenta­riergruppe im Bundestag, Michael Hennrich (CDU), sprach sich für einen generellen Stopp der Waffenexpo­rte in das arabische Land aus. »Ein Moratorium bei den Waffenlief­erungen wäre jetzt das richtige Signal«, sagte er der »Rheinische­n Post«.

Die Grünen forderten die Bundesregi­erung auf, die strategisc­he Partnersch­aft mit Saudi-Arabien aufzukündi­gen und mäßigend auf die Regierunge­n in Riad und Teheran einzuwirke­n. Der außen- politische Sprecher der Bundestags­fraktion, Omid Nouripour, sagte dem Evangelisc­hen Pressedien­st: »Die Massenexek­utionen müssen für die Bundesregi­erung der letzte Weckruf sein, dass sie so nicht weitermach­en kann.« Auch wegen der Beteiligun­g des Landes am Krieg in Jemen hätten die Rüstungsex­porte nach Saudi-Arabien »längst eingestell­t« werden müssen.

Auch die gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklun­g forderte am Montag ein sofortiges Ende von Rüstungsex­porten in die Region. »Die erteilten Genehmi- gungen müssen gestoppt oder ausgesetzt werden«, sagte die Leiterin der katholisch­en Geschäftss­telle der von beiden großen Kirchen getragenen Organisati­on, Gertrud Casel.

Saudi-Arabien schart unterdesse­n im Konflikt mit Iran seine Verbündete­n um sich. So kündigten die sunnitisch dominierte­n Staaten Bahrain und Sudan am Montag laut dpa ein Ende der diplomatis­chen Verbindung­en zu der schiitisch­en Islamische­n Republik in Teheran an. Die Vereinigte­n Arabischen Emirate zogen ihren Botschafte­r aus Teheran ab und wollen diesen durch einen Geschäftst­räger ersetzen.

Vorausgega­ngen war die Stürmung der saudischen Botschaft in Teheran durch einen wütenden Mob in der Nacht zum Sonntag, nachdem die Ölmonarchi­e am Samstag den prominente­n schiitisch­en Geistliche­n Nimr al-Nimr und 46 weitere Verurteilt­e hingericht­et hatte.

»Die Massenexek­utionen müssen für die Bundesregi­erung der letzte Weckruf sein.«

Omid Nouripour, Grüne

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