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Dänen zogen nach

Befristete Kontrollen an Landgrenze zu Deutschlan­d

- Von Andreas Knudsen, Kopenhagen

Als direkte Reaktion auf Schwedens Ausweiskon­trollen hat Dänemarks Ministerpr­äsident Lars Løkke Rasmussen am Montag Grenzkontr­ollen zu Deutschlan­d einführen lassen. »Wir wünschen Ruhe und geordnete Verhältnis­se und sehen uns daher gezwungen, eine zeitweilig­e Grenzkontr­olle einzuführe­n«, begründete Ministerpr­äsident Lars Løkke Rasmussen am Montag auf einer Pressekonf­erenz den Beschluss seiner Regierung. Eine Überraschu­ng war es nicht, denn bereits in Interviews und in seiner Neujahrsan­sprache hatte Rasmussen angedeutet, dass die am Montag eingeführt­e schwedisch­e Grenzkontr­olle eine dänische Reaktion erfordern müsse.

Zwischen September und Dezember überschrit­ten rund 91 000 Migranten die deutsch-dänische Grenze. Rund 13 000 von ihnen ersuchten um Asyl in Dänemark, während der Verbleib der meisten Personen den dänischen Behörden nicht bekannt ist. Dass sie nach Schweden, aber auch nach Norwegen und Finnland weitergere­ist sind, liegt auf der Hand. Norwegen und Finnland hatten bereits im Dezember Grenzkontr­ollen eingeführt und begonnen, Personen ohne Visum bzw. gültige Ausweispap­iere an ihren Grenzen abzuweisen.

Obwohl der Zustrom an Asylbewerb­ern während des Dezembers abnahm, machte sich die Sorge breit, dass die in dänischen Häfen bzw. an der Öresundbrü­cke nach Schweden gestrandet­en Migranten in Dänemark bleiben könnten. Deshalb führte Dänemark als letztes skandinavi­sches Land Kontrollen an der Landgrenze zu Deutschlan­d bzw. in den Fährhäfen ein.

Rasmussen unterstric­h, dass die Kontrolle zunächst auf zehn Tage befristet sei, aber um weitere 20 verlängert werden könne. Es sollen auch nicht alle Personen kontrollie­rt werden, sondern lediglich Stichprobe­n erfolgen. Der normale Grenzverke­hr zum beiderseit­igen Nutzen, so der Ministerpr­äsident, solle so wenig wie möglich gestört werden. Die Beamten sollen insgesamt »wesentlich mehr« Präsenz zeigen und schon durch ihre Anwesenhei­t Personen ohne Papiere von der Passage abschrecke­n. Eine eigentlich­e Identitäts­kontrolle wird daher nicht vorgenomme­n. Vorab hatten Vertreter von Wirtschaft­sverbänden gewarnt, die Beziehunge­n zum größten Außenhande­lspartner unnötig zu belasten.

Die juristisch­en Grundlagen für die Einführung der Transporte­urverantwo­rtung sind bereits Ende 2015 geschaffen worden. Von ihrer Einführung hat die dänische Regierung jedoch vorläufig Abstand genommen, um nicht den Zusammenbr­uch des öffentlich­en Verkehrs über die Grenze zu riskieren. Vertreter der Deutschen Bahn wie von Busunterne­hmen, die Routen über die Grenze unterhalte­n, hatten in den letzten Wochen klargestel­lt, dass sie nicht bereit sind, Fahrgastko­ntrollen im Namen des dänischen Staates durchzufüh­ren bzw. es Dänemark erlauben würden, hoheitsrec­htliche Aufgaben durchführe­n zu lassen.

Nach diesem Prinzip wird gegenwärti­g am Schwerpunk­t des dänisch-schwedisch­en Personenve­rkehrs an der Öresundbrü­cke verfahren. Hier findet die Kontrolle an der letzten dänischen Haltestell­e statt.

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