China setzt Börsenhandel aus
Kursrutsch in Fernost bringt auch den Deutschen Aktienindex DAX zum Jahresauftakt ins Minus
Nach dem chinesischen Börsencrash vergangen Sommer stockte der Handel im Reich der Mitte am Montag wieder. Besonders die deutsche Autoindustrie spürte dies. In Frankfurt am Main startete das neue Jahr am Montag nicht gerade rosig. Bis zum Mittag rutschte der Deutsche Aktienindex (DAX) um über vier Prozent auf 10 283 Zähler ab. Die Ursache für diese kleine Talfahrt zum Jahresauftakt der Börse lag fast 9000 Kilometer entfernt: Nach massiven Kursrutschen mussten die wichtigsten Börsen in Shanghai und Shenzhen um 13:28 Uhr Ortszeit vorzeitig schließen.
Es war das erste Mal in der kurzen Geschichte von Chinas Börsen, dass die Behörden den Handel einstellten. Eine neue Regel zu Jahresanfang macht es möglich. Demnach wird der Börsenhandel automatisch für eine Viertelstunde ausgesetzt, wenn der Hushen-300-Index mehr als fünf Prozent zulegt oder nachgibt. Bewegt sich dieser Index, der die Kursentwicklungen der wichtigsten chinesischen Börsen widerspiegelt, um mehr als sieben Prozent, muss der Handel automatisch den Rest des Tages ruhen.
Dies war am Montag der Fall. Zunächst mussten die Finanzmärkte in China um 13:12 Uhr für 15 Minuten ruhen. Als der Handel wieder einsetzte, gaben die Kurse sofort weiter nach. Am Ende schlossen der Shanghai Composite Index (SCI) mit einem Minus von 6,85 Prozent und der kleinere Shenzhen Index mit einem Minus von 8,16 Prozent.
Dabei sitzt der Schock von vergangenem Sommer noch tief. Damals verlor etwa der SCI nach massiven Kursgewinnen seit Anfang des Jahres innerhalb weniger Wochen fast die Hälfte seiner Zähler. Weltweit wurden dadurch die Finanzmärkte in Mitleidenschaft gezogen. Besonders heftig traf es Japan, dessen Wirtschaft eng mit China verflochten ist. Doch auch der DAX büßte im August innerhalb von zwei Wochen fast 13 Prozent ein.
Einige Kommentatoren sahen im Sommer bereits eine neue globale Finanzkrise hinaufziehen. Denn neben China stecken auch andere Schwellenländer wegen der derzeit niedrigen Rohstoff- und Energiepreise in großen Schwierigkeiten. »Das, was wir in China erleben, ist sicher mehr als das Platzen einer Blase«, zeigte sich sogar Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) im August besorgt, der ansonsten Zweckoptimismus walten ließ.
Bei der US-Notenbank Fed saß der Schock so tief, dass sie im September die geplante Zinswende verschob. Sie hatte Angst, dass höhere Zinsen in den USA die Märkte in Fernost weiter destabilisieren könnten. Bis Jahresende beruhigten sich die Börsen in China etwas. Im Dezember erhöhten die Washingtoner Währungshüter schließlich das erste Mal seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 leicht die Leitzinsen.
Auslöser für die Turbulenzen in China waren damals wie heute schlechte Konjunkturnachrichten im Reich der Mitte. Im Juli sackten die chinesischen Exporte zum Beispiel um 8,3 Prozent ab. Den Kursrutscher am Montag löste eine Meldung des Pekinger Wirtschaftsmagazins »Caixin« aus. Dessen Einkaufsmanagerindex war von 48,6 auf 48,2 Punkte gefallen. Der Wert liegt den zehnten Monat in Folge unter der Grenze von 50 Punkten, was auf einen Rückgang der Fertigung hindeutet.
Für westlichen Spekulanten beunruhigend ist vor allem, dass China als riesiger Absatzmarkt schwächeln könnte, wenn es in eine Rezession gerät. Einen ersten Vorgeschmack, was dies bedeuten könnte, spürten im Sommer bereits Deutschlands Autobauer, die jahrelang von dem asiatischen Wachstumsmarkt profitiert hatten und nun besonders abhängig vom Handel mit der Volksrepublik sind. Im zweiten Quartal 2015 schrumpfte deren Absatz in China einer Studie der Unternehmensberatung Ernst&Young zufolge um sechs Prozent.
So war am Montag der Autozulieferer Continental mit einem Minus von fast zehn Prozent der größte Verlierer auf dem Frankfurter Börsenparkett. Auch Autobauer wie BMW und Daimler spürten den Kursrutsch mit einem Minus von 4,49 beziehungsweise 3,45 Prozent recht deutlich.