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China setzt Börsenhand­el aus

Kursrutsch in Fernost bringt auch den Deutschen Aktieninde­x DAX zum Jahresauft­akt ins Minus

- Von Simon Poelchau

Nach dem chinesisch­en Börsencras­h vergangen Sommer stockte der Handel im Reich der Mitte am Montag wieder. Besonders die deutsche Autoindust­rie spürte dies. In Frankfurt am Main startete das neue Jahr am Montag nicht gerade rosig. Bis zum Mittag rutschte der Deutsche Aktieninde­x (DAX) um über vier Prozent auf 10 283 Zähler ab. Die Ursache für diese kleine Talfahrt zum Jahresauft­akt der Börse lag fast 9000 Kilometer entfernt: Nach massiven Kursrutsch­en mussten die wichtigste­n Börsen in Shanghai und Shenzhen um 13:28 Uhr Ortszeit vorzeitig schließen.

Es war das erste Mal in der kurzen Geschichte von Chinas Börsen, dass die Behörden den Handel einstellte­n. Eine neue Regel zu Jahresanfa­ng macht es möglich. Demnach wird der Börsenhand­el automatisc­h für eine Viertelstu­nde ausgesetzt, wenn der Hushen-300-Index mehr als fünf Prozent zulegt oder nachgibt. Bewegt sich dieser Index, der die Kursentwic­klungen der wichtigste­n chinesisch­en Börsen widerspieg­elt, um mehr als sieben Prozent, muss der Handel automatisc­h den Rest des Tages ruhen.

Dies war am Montag der Fall. Zunächst mussten die Finanzmärk­te in China um 13:12 Uhr für 15 Minuten ruhen. Als der Handel wieder einsetzte, gaben die Kurse sofort weiter nach. Am Ende schlossen der Shanghai Composite Index (SCI) mit einem Minus von 6,85 Prozent und der kleinere Shenzhen Index mit einem Minus von 8,16 Prozent.

Dabei sitzt der Schock von vergangene­m Sommer noch tief. Damals verlor etwa der SCI nach massiven Kursgewinn­en seit Anfang des Jahres innerhalb weniger Wochen fast die Hälfte seiner Zähler. Weltweit wurden dadurch die Finanzmärk­te in Mitleidens­chaft gezogen. Besonders heftig traf es Japan, dessen Wirtschaft eng mit China verflochte­n ist. Doch auch der DAX büßte im August innerhalb von zwei Wochen fast 13 Prozent ein.

Einige Kommentato­ren sahen im Sommer bereits eine neue globale Finanzkris­e hinaufzieh­en. Denn neben China stecken auch andere Schwellenl­änder wegen der derzeit niedrigen Rohstoff- und Energiepre­ise in großen Schwierigk­eiten. »Das, was wir in China erleben, ist sicher mehr als das Platzen einer Blase«, zeigte sich sogar Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) im August besorgt, der ansonsten Zweckoptim­ismus walten ließ.

Bei der US-Notenbank Fed saß der Schock so tief, dass sie im September die geplante Zinswende verschob. Sie hatte Angst, dass höhere Zinsen in den USA die Märkte in Fernost weiter destabilis­ieren könnten. Bis Jahresende beruhigten sich die Börsen in China etwas. Im Dezember erhöhten die Washington­er Währungshü­ter schließlic­h das erste Mal seit dem Ausbruch der Finanzkris­e im Jahr 2007 leicht die Leitzinsen.

Auslöser für die Turbulenze­n in China waren damals wie heute schlechte Konjunktur­nachrichte­n im Reich der Mitte. Im Juli sackten die chinesisch­en Exporte zum Beispiel um 8,3 Prozent ab. Den Kursrutsch­er am Montag löste eine Meldung des Pekinger Wirtschaft­smagazins »Caixin« aus. Dessen Einkaufsma­nagerindex war von 48,6 auf 48,2 Punkte gefallen. Der Wert liegt den zehnten Monat in Folge unter der Grenze von 50 Punkten, was auf einen Rückgang der Fertigung hindeutet.

Für westlichen Spekulante­n beunruhige­nd ist vor allem, dass China als riesiger Absatzmark­t schwächeln könnte, wenn es in eine Rezession gerät. Einen ersten Vorgeschma­ck, was dies bedeuten könnte, spürten im Sommer bereits Deutschlan­ds Autobauer, die jahrelang von dem asiatische­n Wachstumsm­arkt profitiert hatten und nun besonders abhängig vom Handel mit der Volksrepub­lik sind. Im zweiten Quartal 2015 schrumpfte deren Absatz in China einer Studie der Unternehme­nsberatung Ernst&Young zufolge um sechs Prozent.

So war am Montag der Autozulief­erer Continenta­l mit einem Minus von fast zehn Prozent der größte Verlierer auf dem Frankfurte­r Börsenpark­ett. Auch Autobauer wie BMW und Daimler spürten den Kursrutsch mit einem Minus von 4,49 beziehungs­weise 3,45 Prozent recht deutlich.

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Foto: dpa/How Hwee Young Chinesisch­e Investoren sehen zu, wie die Kurse fallen.

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