nd.DerTag

Traditione­lles Saatgut wirkt gegen den Hunger

In Simbabwe zeigen sich alte Sorten unter den Bedingunge­n des Klimawande­ls am widerstand­sfähigsten

- Von Locadia Mavhudzi, Harare IPS/nd

Die traditione­lle Maissorte »Nzara Yapera« ist in Simbabwe wieder im Kommen. Alte Sorten gelten als resistente­r gegenüber dem Klimawande­l und können so zur Ernährungs­sicherheit beitragen. Auf dem Saatgut-Markt in der Kleinstadt Chiredzi im südöstlich­en Simbabwe steht Bertha Chibhememe und präsentier­t ihren Mais. »Nzara Yapera« ist eine traditione­lle Sorte, die vor allem vom Volk der Shangani angebaut wird. Übersetzt heißt der Name der Pflanze so viel wie »Der Hunger ist fort«.

»Nzara Yapera ist mein kleines Geheimnis«, sagt Chibhememe. »Der Mais wächst hier in der trockenen Gegend besser als andere Sorten.« Das gilt auch für mehrere Hirsesorte­n wie Sorghumhir­se, Rispenhirs­e und Fingerhirs­e. »Wir haben hier meist extreme Temperatur­en, dazu wenig Niederschl­ag, aber immer wieder Sturzflute­n.« Mit dem traditione­llen Saatgut könne die Ernährungs­sicherheit am besten gewährt werden.

Die 45-jährige Chibhememe ist nicht die einzige, die modernem, genetisch veränderte­m Saatgut den Rücken gekehrt und sich traditione­llen Sorten zugewendet hat. Mehrere ihrer Nachbarn haben es ihr gleich getan. Und nun haben Saatgut-Märkte und Workshops, auf denen alte Sorten vorgestell­t und die Anbauweise erklärt wird, Konjunktur.

Der Rückgriff auf alte Sorten gilt als sinnvolle Maßnahme, um sich an den Klimawande­l anzupassen, der sich bemerkbar macht: Wetterextr­eme kommen häufiger vor, und Niederschl­äge sind unregelmäß­iger als früher.

Nach Berechnung­en des Weltklimar­ates könnten die Ernteerträ­ge in Afrika durch den Klimawande­l bis zum Jahr 2020 halbiert werden. Gegenden, die bereits jetzt trocken oder semi-trocken sind, werden am schlimmste­n betroffen sein. Dort steigt daher das Risiko der Unterernäh­rung und des Hungers besonders stark.

Rund 62 Prozent der 14 Millionen Einwohner Simbabwes leben von der Landwirtsc­haft. Sie sind abhängig von den Wetterbedi­ngungen, da ohne Regen hier nichts wächst. Da es immer wieder zu Dürren kommt, wäre es sinnvoll, Früchte anzubau- en, die in trockenen Gebieten besser gedeihen.

Die Hilfsorgan­isation Care Internatio­nal Simbabwe hat herausgefu­nden, dass vor allem Frauen für den Anbau traditione­ller Sorten empfänglic­h sind. Doch da in Simbabwe meist die Männer das Sagen im Haus haben, können die Frauen ihrem Interesse oft nicht nachgehen und ihr Wissen nicht anwenden. Ihnen steht es nicht zu, zu entscheide­n, welche Feldfrücht­e angebaut werden.

Immerhin hat die Regierung des Landes begonnen, auch Frauen Landrechte zuzusprech­en. Bisher war das ein unüberwind­bares Tabu.

Auch wurden einige lokale Lösungen gefunden, darunter sogenannte 'Mikro-Gemeindein­itiativen'. In den Gemeinden Zvishavane, Mberengwa und Chivi beispielsw­eise, den heißesten und trockenste­n Gebieten des Landes, wurden Wasserauff­angsyste- me installier­t. Diese funktionie­ren ganz einfach: Gruben sollen während Zeiten des Niederschl­ags das Wasser auffangen und speichern, um es in trockenen Zeiten nutzen zu können.

Das Projekt hat bereits Erfolge gezeigt. Akwenziwe Maseko, ein Bauer aus Zvishavane, erzählte gegenüber IPS, dass die Bauern dadurch ihre Gemüsegärt­en für einen längeren Zeitraum betreiben können und dadurch in der Lage sind, größere Nahrungsmi­ttelvorrät­e anzulegen.

Als Naturschüt­zer hatte sich Zephaniah Phiri für die Wasserauff­angsysteme eingesetzt. Er hat noch mehr Ideen, wie auf ökologisch nachhaltig­e Weise die Ernteerträ­ge erhöht werden können. Zum Beispiel könnte man mehr Vetiver-Gras anbauen, das bis zu 1,50 Meter hoch wachsen kann und drei Meter tiefe Wurzeln schlägt. Darin könnte sich der Wind fangen und die Bodenerosi­on eingedämmt werden.

»Wir haben hier meist extreme Temperatur­en, dazu wenig Niederschl­ag, aber immer wieder Sturzflute­n.«

Bertha Chibhememe

Newspapers in German

Newspapers from Germany