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Weiter Dampf machen kann nichts schaden

Zum Leserbrief »Zigmal versproche­n und wieder gebrochen«, 22.12., S. 18

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Ich bin ganz und gar bei der in Fragen zur Rentenprob­lematik in Ost und West erfahrenen Martina Bunge: Für sie (wie für die Betroffene­n) »ist es nach 25 Jahren deutscher Einheit höchste Zeit, dass die Regierung zumindest einen Stufenplan für die Angleichun­g der Rentenwert­e Ost und West sofort auf den parlamenta­rischen Weg bringt. Den Wählerinne­n und Wählern ist das schon xmal versproche­n worden, auch von der Kanzlerin höchstpers­önlich.«

Von den Betroffene­n befürchten viele weitere Jahre Wartezeit, manche rechnen schon gar nicht mehr mit Rentengere­chtigkeit und verweisen auf ihr Alter.

Was wurde nicht schon alles versucht! In Kontakten mit Parteienve­rtretern, über Petitionen, bei Demos – im Bündnis von Gewerkscha­ften und Sozialverb­änden. Beizeiten wurden auch Anwälte bemüht. Eine Massenklag­e beim obersten Gericht war angedacht. Erreicht wurden nur immer wieder Verspreche­n der Regierende­n, die aber leichthin gebrochen wurden. Konkrete Schritte zur Realisieru­ng der diesbezügl­ichen Aussage im Koalitions­vertrag von Union und SPD sind überfällig. Die Unabhängig­e Seniorenve­rtretung Weimar hält starke Kritik aus einem Bürgergesp­räch fest: »Es besteht der berechtigt­e Eindruck, dass viele Vorschläge von Seniorenor­ganisation­en, Gewerkscha­ften und Parteien durch die Bundesregi­erung ignoriert werden.«

Mangelnder Handlungsw­ille steht inzwischen im Mittelpunk­t der Auseinande­rsetzung, die augenschei­nlich nicht nur analytisch-kritisch, sondern auch emotional geführt werden muss, damit sich demokratis­cher Wille Geltung verschafft.

Dieser Tage hat nun MdB Iris Gleicke (SPD), Parlamenta­rische Staatssekr­etärin, Beauftragt­e der Bundesregi­erung für die neuen Bundesländ­er, in einer Korrespond­enz bekräftigt: »Die Koalitions­partner haben sich ... darauf verständig­t, eine vollständi­ge Angleichun­g der beiden Rentensyst­eme Ost/West bis 2019 vorzunehme­n. 2016 soll geprüft werden, wie weit der Angleichun­gsprozess vorangesch­ritten ist, ob eine Teilanglei­chung 2017 notwendig ist. Maßstab für eine mögliche Teilanglei­chung ist eine vollständi­ge Angleichun­g der Rentenwert­e bis Ende des Solidarpak­tes im Jahr 2019.«

Bei aller Sympathie, die Frau Gleicke im Gegensatz zu ihrem Vorgänger von der Union verdient, kann es kein Fehler sein, wenn sie die Akteure um das ver.di-Bündnis von Gewerkscha­ften und Sozialverb­änden für die Renteneinh­eit unterstütz­t, indem sie weiter »Dampf macht«.

Kurt Pittelkau, Berlin

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