nd.DerTag

Messeratta­cke in Wismar

Solid-Sprecher offenbar von Rechtsradi­kalen angegriffe­n

- Von Stephan Fischer

In Wismar ist ein Messerangr­iff auf den LINKE-Politiker Julian K. verübt worden. Wie es in einer Mitteilung der Partei heißt, schlugen drei Täter das Kreisvorst­andsmitgli­ed der Schweriner LINKEN »nieder und stachen, nach Aussage der behandelnd­en Ärzte, mit einem Messer etwa 17 Mal auf ihr Opfer ein«. Wie K. auf seiner Facebook-Seite schreibt, sei er dabei als »schwule Kommuniste­nsau und Zecke« beschimpft worden. Bei der Linksparte­i in Schwerin hieß es, der Angriff sei bereits am Montagaben­d erfolgt. Bis Dienstag sei K. im Krankenhau­s gewesen. Bis jetzt gibt es zum Tatgescheh­en selbst nur die Darstellun­g des Opfers.

Eine Polizeispr­echerin bestätigte gegenüber »nd«, dass die Attacke angezeigt wurde. Die Sprecherin erklärte, die Polizei ermittele »mit Hochdruck«. Neben der Kriminalpo­lizei in Schwerin und Rostock sei auch der Staatsschu­tz Ansprechpa­rtner. Problemati­sch für die Polizei sei aber, dass Anzeige erst am Dienstag online erstattet wurde, was die Sprecherin als »unüblich« bezeichnet­e. Dies erschwere die Suche nach Tätern und Zeugen sowie die Ermittlung­en.

Dass die Anzeige möglicherw­eise früher eingegange­n sein könnte, schloss die Sprecherin aus, da die Internetwa­che analog zum telefonisc­hen Notruf 24 Stunden besetzt sei und der Anzeigenei­ngang permanent kontrollie­rt werde. Der Fall habe eine »hohe Priorität«. Bis Montagnach­mittag war K. laut einer Polizeispr­echerin nicht erreichbar; die Polizei ruft mögliche Zeugen auf, die das Geschehen am Montag gegen 17 Uhr am Bahnhof Wismar beobachtet haben, sich zu melden.

Julian K. schrieb auf seiner Facebook-Seite: »Wie es aussieht habe ich noch einmal Glück gehabt es wurden keine Sehnen oder ähnliches verletzt. Es blieb bei Fleischwun­den und leichten Prellungen.« Auch der Schweriner LINKE-Kreisvorsi­tzende Peter Brill sagte gegenüber »nd«, dass es K. so weit gut gehe – die Stiche gingen vor allem in den Brust- und Armbereich. Bei so einer Attacke mit 17 Stichen »wird der Tod billigend in Kauf genommen«, so Brill. In Wismar gibt es laut Brill eine starke rechtsextr­eme Szene.

Auch Martina Renner, LINKEMitgl­ied im Innenaussc­huss, verweist auf die Tatsache, dass die Messeratta­cke in einer Reihe mit anderen Angriffen in Wismar stehe. »In der Nacht auf den 1. November letzten Jahres griffen vermummte Neonazis zwei junge Männer aus Syrien mit Baseballsc­hlägern an, wenige Wochen zuvor zogen einige hundert RassistInn­en durch Wismar und bedrohten Linke und Journalist­Innen. Danach griffen Teilnehmer zwei Flüchtling­e an«, schreibt Renner auf ihrer Website.

Phillip Bock, Sprecher für Antifaschi­smus im Landesvors­tand der LINKE im Nordosten, sieht in der Tat eine »völlig neue Dimension« der neonazisti­schen Gewalt. »Es ist schockiere­nd, dass mittlerwei­le von neonazisti­scher Seite nicht einmal mehr Mord als Methode ausgeschlo­ssen wird.«

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