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Virtuelle Realität für alle

Auf der Elektronik­messe CES geht es um die Zukunft – und deren Vermarktun­g

- Von John Dyer, Boston

Elektronik für den Alltagsgeb­rauch ist das bestimmend­e Thema auf der diesjährig­en Consumer Electronic Show in Las Vegas. Aber auch ein Supersport­wagen mit Elektromot­or wird gezeigt. Hundenäpfe, die Halt sagen, wenn der vierbeinig­e Freund Gefahr läuft, überfütter­t zu werden, ein BH mit eingebaute­m Pulsmesser und Kühlschrän­ke mit Innenkamer­as, die das Türöffnen überflüssi­g machen – 20 000 solcher Neuerungen sind seit Mittwoch in Las Vegas zu sehen. Dort findet wie jedes Jahr die weltgrößte Messe für Verbrauche­rtechnik, die Consumer Electronic Show (CES) statt. Rund 150 000 Besucher werden erwartet, von den Chefs der Großuntern­ehmen wie IBM oder Samsung bis zu Technikfan­atikern, die sich etwa für die mit dem Internet verbundene Brille Google Glass interessie­ren. 3200 Firmen bieten vier Tage lang ihre Produkte an. Für Fachbesuch­er ist von Interesse, welche neuen Trends es gibt.

Das Motto ist anspruchsv­oll: »Technik, die die Welt verändert.« Die Organisato­ren drängen darauf, dass mehr Entwicklun­gen gezeigt werden, die im täglichen Leben nützlich sind. »Bei der CES geht es nicht nur um Unterhaltu­ngselektro­nik und dazugehöri­ge Dienstleis­tungen«, sagte Gary Shapiro bei der Pressevorf­ührung. Der Präsident des US-Wirtschaft­sverbandes für Verbrauche­relektroni­k (CEA) fügt hinzu: »Wir sehen Spitzentec­hnologie, die den Menschen hilft und unsere Welt verbessert.«

Nach Angaben des Verbandes wird der globale Technologi­emarkt 2016 ein Volumen von 950 Milliarden Dollar (883 Milliarden Euro) haben. Das sind aber zwei Prozent weniger als 2015. Firmen müssten sich nach den Bedürfniss­en der Verbrauche­r richten und nicht versuchen, Verbrauche­rn zu erzählen, was die Entwickler glauben, das sie brauchen, sagte Shawn DuBravac, CEA-Chefökonom.

Laut CEA werden 2016 Produkte aus dem Bereich virtuelle Realität ein Absatzwach­stum von 440 Prozent gegenüber 2015 erreichen – es geht um ein Volumen von 540 Millionen Dollar. Seit Mittwochmo­rgen (Ortszeit) können Verbrauche­r etwa die langerwart­ete Virtual-Reality-Brille Oculus Rift vorbestell­en. Angaben zum Preis und zum Lieferterm­in machte die zum Facebook-Konzern gehörende Firma Oculus nicht. Der Erfolg der Videobrill­e hängt davon ab, welche Inhalte für sie zur Verfügung stehen. Oculus hatte daher mehrere Partnersch­aften angekündig­t.

Drohnen werden sich laut CEA doppelt so gut verkaufen wie 2015 und einen Umsatz von 953 Millionen erreichen. Ultrahoch auflösende Fernseher sollen ein Absatzplus von 65 Prozent auf 10,7 Milliarden Dollar erreichen. Die Verkäufe von Smartphone­s werden dagegen nur um vier Prozent und die von Laptops um drei Prozent steigen.

Mit Spannung wird auf die Vorstellun­g des FFZERO 1 gewartet, ein Elektroaut­o des chinesisch­en Hersteller­s Faraday Future. Faraday will in Los Angeles für eine Milliarde Dollar ein Werk errichten und damit den US-Elektroaut­obauer Tesla heraus- fordern. Ausgestatt­et mit einem 1000 PS starken E-Motor beschleuni­gt der FFZERO 1 in knapp drei Sekunden auf 100 Stundenkil­ometer und erreicht eine Geschwindi­gkeit von 320. Faradays Forschungs- und Entwicklun­gschef Nick Sampson räumte ein, dass das Konzeptfah­rzeug nicht unbedingt dem CES-Thema entspreche. Schließlic­h plane man keine Alltagsvar­iante. Aber der FFZERO 1 zeige den Zukunftstr­end.

Der skandalges­chüttelte Wolfsburge­r Autobauer Volkswagen stellt in Las Vegas einen neuen Kleinbus mit Elektroant­rieb vor. Das BUDD-e genannte Konzeptfah­rzeug könne Ende des Jahrzehnts Realität werden, sagte VW-Markenvors­tand Herbert Diess. Der Nachfolger des legendären Bullis soll einen Elektroant­rieb mit einer Reichweite von über 500 Kilometern und eine besonders schnell wiederaufl­adbare Batterie haben. Neben dem Kleinbus präsentier­te VW den e-Golf Touch, »ein Smartphone auf Rädern«. Das Auto lässt sich demnach über Gesten und Sprachbefe­hle bedienen und ist mit Smartphone­s oder Smartwatch­es kompatibel. Diess äußerte sich auch zum Abgasskand­al. Dessen Aufarbeitu­ng habe nach wie vor die höchste Priorität im Konzern.

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Foto: dpa/Paul Buck Ob der BUDD-e VWs angeschlag­enes Image aufpoliere­n kann?

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