Virtuelle Realität für alle
Auf der Elektronikmesse CES geht es um die Zukunft – und deren Vermarktung
Elektronik für den Alltagsgebrauch ist das bestimmende Thema auf der diesjährigen Consumer Electronic Show in Las Vegas. Aber auch ein Supersportwagen mit Elektromotor wird gezeigt. Hundenäpfe, die Halt sagen, wenn der vierbeinige Freund Gefahr läuft, überfüttert zu werden, ein BH mit eingebautem Pulsmesser und Kühlschränke mit Innenkameras, die das Türöffnen überflüssig machen – 20 000 solcher Neuerungen sind seit Mittwoch in Las Vegas zu sehen. Dort findet wie jedes Jahr die weltgrößte Messe für Verbrauchertechnik, die Consumer Electronic Show (CES) statt. Rund 150 000 Besucher werden erwartet, von den Chefs der Großunternehmen wie IBM oder Samsung bis zu Technikfanatikern, die sich etwa für die mit dem Internet verbundene Brille Google Glass interessieren. 3200 Firmen bieten vier Tage lang ihre Produkte an. Für Fachbesucher ist von Interesse, welche neuen Trends es gibt.
Das Motto ist anspruchsvoll: »Technik, die die Welt verändert.« Die Organisatoren drängen darauf, dass mehr Entwicklungen gezeigt werden, die im täglichen Leben nützlich sind. »Bei der CES geht es nicht nur um Unterhaltungselektronik und dazugehörige Dienstleistungen«, sagte Gary Shapiro bei der Pressevorführung. Der Präsident des US-Wirtschaftsverbandes für Verbraucherelektronik (CEA) fügt hinzu: »Wir sehen Spitzentechnologie, die den Menschen hilft und unsere Welt verbessert.«
Nach Angaben des Verbandes wird der globale Technologiemarkt 2016 ein Volumen von 950 Milliarden Dollar (883 Milliarden Euro) haben. Das sind aber zwei Prozent weniger als 2015. Firmen müssten sich nach den Bedürfnissen der Verbraucher richten und nicht versuchen, Verbrauchern zu erzählen, was die Entwickler glauben, das sie brauchen, sagte Shawn DuBravac, CEA-Chefökonom.
Laut CEA werden 2016 Produkte aus dem Bereich virtuelle Realität ein Absatzwachstum von 440 Prozent gegenüber 2015 erreichen – es geht um ein Volumen von 540 Millionen Dollar. Seit Mittwochmorgen (Ortszeit) können Verbraucher etwa die langerwartete Virtual-Reality-Brille Oculus Rift vorbestellen. Angaben zum Preis und zum Liefertermin machte die zum Facebook-Konzern gehörende Firma Oculus nicht. Der Erfolg der Videobrille hängt davon ab, welche Inhalte für sie zur Verfügung stehen. Oculus hatte daher mehrere Partnerschaften angekündigt.
Drohnen werden sich laut CEA doppelt so gut verkaufen wie 2015 und einen Umsatz von 953 Millionen erreichen. Ultrahoch auflösende Fernseher sollen ein Absatzplus von 65 Prozent auf 10,7 Milliarden Dollar erreichen. Die Verkäufe von Smartphones werden dagegen nur um vier Prozent und die von Laptops um drei Prozent steigen.
Mit Spannung wird auf die Vorstellung des FFZERO 1 gewartet, ein Elektroauto des chinesischen Herstellers Faraday Future. Faraday will in Los Angeles für eine Milliarde Dollar ein Werk errichten und damit den US-Elektroautobauer Tesla heraus- fordern. Ausgestattet mit einem 1000 PS starken E-Motor beschleunigt der FFZERO 1 in knapp drei Sekunden auf 100 Stundenkilometer und erreicht eine Geschwindigkeit von 320. Faradays Forschungs- und Entwicklungschef Nick Sampson räumte ein, dass das Konzeptfahrzeug nicht unbedingt dem CES-Thema entspreche. Schließlich plane man keine Alltagsvariante. Aber der FFZERO 1 zeige den Zukunftstrend.
Der skandalgeschüttelte Wolfsburger Autobauer Volkswagen stellt in Las Vegas einen neuen Kleinbus mit Elektroantrieb vor. Das BUDD-e genannte Konzeptfahrzeug könne Ende des Jahrzehnts Realität werden, sagte VW-Markenvorstand Herbert Diess. Der Nachfolger des legendären Bullis soll einen Elektroantrieb mit einer Reichweite von über 500 Kilometern und eine besonders schnell wiederaufladbare Batterie haben. Neben dem Kleinbus präsentierte VW den e-Golf Touch, »ein Smartphone auf Rädern«. Das Auto lässt sich demnach über Gesten und Sprachbefehle bedienen und ist mit Smartphones oder Smartwatches kompatibel. Diess äußerte sich auch zum Abgasskandal. Dessen Aufarbeitung habe nach wie vor die höchste Priorität im Konzern.