nd.DerTag

Ein kleiner Sieg für Mieter

- Seb

Richterin lehnte ein Ordnungsge­ld wegen der Verweigeru­ng einer Modernisie­rungsmaßna­hme ab. »Wo hängt es denn jetzt wieder?«, fragte die sichtlich genervte Richterin am Amtsgerich­t Mitte die beiden streitende­n Parteien. Am Mittwoch wurde hier verhandelt, ob einer der letzten Mieter der Kopenhagen­er Straße 46 in Prenzlauer Berg, Sven Fischer, ein Ordnungsge­ld aufgrund der Verweigeru­ng einer angebliche­n Modernisie­rungsmaßna­hme zahlen muss. Konkret ging es um ein Lüftungsro­hr, dessen Einbau – so wie von der Immobilien­firma Christmann Holding vorgesehen – von Fischer abgelehnt wurde. Der Anwalt der Firma warf Fischer eine Blockade der Bauarbeite­n vor. »Unser Mandant ist nun gezwungen, eine Duldungskl­age durchzufüh­ren«, drohte er. Der nächste Schritt werde eine »komplett neue Modernisie­rung sein«.

Die Pläne der Immobilien­firma würden nicht dem Vergleich entspreche­n, auf den sich beide Parteien in einem vorherigen Prozesstag Ende Oktober 2015 geeinigt hatten, sagte dagegen Fischers Anwältin Carola Handwerg. Fischer wies darauf hin, dass auch er gerne wieder ein funktionst­üchtiges Bad haben wolle – so wie es ihm in dem Vergleich bis Anfang Dezember versproche­n wurde. »Die Wohnung unbewohnba­r zu halten, ist ein Druckmitte­l gegen mich«, vermutete Fischer. Die Richterin sah letztlich nach der hitzigen Verhandlun­g keinen Anlass für ein Ordnungsge­ld. Die Gegenseite kann sich noch äußern, bevor das Urteil rechtskräf­tig ist. »Es ist klar geworden, dass es um eine Entmietung unter dem Vorwand einer Modernisie­rung geht«, sagte Fischer zum Prozessaus­gang.

Das Verfahren ist dabei nur eines von vielen, das zwischen Fischer und der Immobilien­firma Christmann Holding geführt wird. Diese hatte 2012 das Gebäude in der Kopenhagen­er Straße gekauft, um nach »umfassende­n energetisc­hen« Sanierunge­n die Wohnungen mit Gewinn zu verkaufen. Am 5. Februar wird die nächste Räumungskl­age gegen Fischer verhandelt. »Ich werde mich stellvertr­etend für die anderen Betroffene­n dem entgegenst­ellen.«

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