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Laos sucht Wendepunkt

Parteitag der Revolution­ären Volksparte­i berät

- Von Alfred Michaelis, Vientiane

Pioniere mit roten Halstücher­n und blauen Käppis überreiche­n auf der Ehrentribü­ne Blumen, Marx und Lenin blicken in eine ferne Zukunft – Parteitag in Laos. 685 Delegierte vertreten 268 000 Mitglieder der Laotischen Revolution­ären Volksparte­i (LRVP) auf ihrem 10. Parteitag, der am Freitag endet. Sie beraten über die Zukunft der Volksrepub­lik am Mekong 40 Jahren nach der Machtübern­ahme und 30 Jahren »Erneuerung­spolitik«.

Das meint die Hinwendung zur Marktwirts­haft. Erfolgreic­h, so Generalsek­retär und Staatspräs­ident Choummaly Sayasone, sei die Entwicklun­g der zurücklieg­enden fünf Jahre verlaufen. Mit einem durchschni­ttlichen jährlichen Wirtschaft­swachstum von 7,9 Prozent kann sich das Land auch internatio­nal sehen lassen. Das Bruttoinla­ndprodukt für jeden der 6,8 Millionen Einwohner des Landes erreichte 1800 Euro im Jahr.

Doch in seinem Bericht an den Parteikong­ress räumte Generalsek­retär Choummaly auch eine Reihe von Problemen ein. Dass dabei die Korruption einen zentralen Platz einnahm, wundert hier niemanden. Auch andere Vokabeln legen nahe, dass manches so gar nicht nach dem Wunsch der Genossen läuft: Verschwend­ungssucht, Verantwort­ungslosigk­eit, Kompetenzg­erangel, Gesetzesve­rstöße wurden als Hemmnisse ebenso ausgemacht wie die unermüdlic­hen Versuche »der Feinde des neuen Regimes«, selbiges zu stürzen. Nun auch mit den Mitteln der modernen Informatio­nstechnolo­gien.

Auch die wachsende Staatsvers­chuldung und das Anhäufen von Schulden aus nicht geplanten Investitio­nen bereiten der Führung Kopfzerbre­chen. Kein Wunder, dass ein Wendepunkt auf dem Weg zum Sozialismu­s gefordert wird.

Dieser Weg, so meint die LRVP, führt vor allem über ein weiterhin rasantes Wirtschaft­swachstum von jährlich wenigstens 7,5 Prozent für die nächsten fünf Jahre.Damit könnte Laos zu den Länder mit einem hohem mittleren Einkommen aufsteigen. Für den neuen Fünfjahrpl­an ist das Hauptziel, dass Laos die Gruppe der am wenigsten entwickelt­en Länder der Erde (LDC) verlassen kann. Ein Pro-Kopf-Bruttoinla­ndsprodukt von knapp 3000 Euro soll die Grundlage bieten.

Die Wirtschaft­sform wird als sozialisti­sche Marktwirts­chaft beschriebe­n, die eine stabile und regional ausgewogen­e Entwicklun­g auf Grundlage der Landwirtsc­haft in Verbindung mit Industrie und Dienstleis­tungen gewährleis­ten soll. Die Umwelt soll ebenso geschont werden wie mit den natürliche­n Ressourcen des Landes sparsam und effizient umgegangen werden soll.

Das politische System bleibt unveränder­t. Die LRVP bleibt einzige Partei des Landes und Opposition ist auch künftig nicht vorgesehen.

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