Nachschub für den Mangrovenwald
Die Fischer- und Bauernfamilien der Tam Giang Lagune sind mit der Unterstützung aus Deutschland besser gegen die Herausforderungen durch den Klimawandel gewappnet
»Heute gibt es viel weniger Fisch hier«, erklärt der Bürgermeister von Ngu My Thanh, Tran Van Minh, den hier alle Vong nennen, während er seinen Blick über das Wasser der Tam-Giang-Lagune schweifen lässt. Mehr Fischer und mehr fragwürdige Methoden führten dazu, dass sich die Bestände schwer erholen können.
Die Hoffnungen der Fischer und Bauern an der Tam Giang Lagune in Zentralvietnam in das Projekt zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind so vielseitig wie auch die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind. Das Fischen mit engmaschigen Netzen und Elektro- schockern führt zu einem stetigen Rückgang des Fischbestandes. Keine Mangroven halten die Taifune auf, die immer häufiger und heftiger die Küsten treffen. Versalzung und Trockenheit lassen die Ernteerträge schrumpfen.
»Der Boden hier ist sehr sandig«, sagt der 70-jährige Bauer Toan mit Blick auf sein Feld. »Der Regen schwemmt alles weg. Ich hoffe sehr, dass wir irgendeine Lösung finden und aufhören können, chemischen Dünger zu benutzen.«
Toan ist einer der Bauern, die vor einem Monat in die Herstellung und Anwendung von Pflanzenkohle, einem organischen Dünger zur Bodenrehabilitation, teilgenommen haben. Der schnell wachsende grüne Senf zeigt bereits jetzt ein deutlich schnelleres Wachstum als die Pflanzen auf dem Kontrollfeld ohne Pflanzenkohle. So sind in dem kleinen Fischerdorf Ngu My Thanh und in den Nachbardörfern langsam Veränderungen sichtbar, die auch dank der Unterstützung der zahlreichen Spenderinnen und Spender des »nd« erst möglich werden.
Das Gemeindehaus wurde instand gesetzt und bietet Raum für Umweltschulungen und Planungstreffen. 20 Männer und Frauen haben dort bereits gelernt, wie sie Aktivitäten zum Schutz der Lagune als Ökosystem und als Existenzgrundlage eigenständig umsetzen können. Neben der Aufforstung von Mangroven und der Einrichtung von Schutzzonen für Fische gehört dazu auch die Schaffung von alternativen Einkommensmöglichkeiten außerhalb der Fischerei, beispielsweise der gemeindebasierte Tourismus.
Die Fischerin Dao Thi Bich hofft, Touristen in ihrem Haus bewirten zu können und in Zukunft nicht mehr auf umweltschädliche Fischereimethoden angewiesen zu sein. »Außerdem freue ich mich darauf, Menschen aus anderen Ländern kennen zu lernen«, fügt sie hinzu. »Wir können so viel von ihnen lernen.«