Ausgetreten
Leicht gemacht hat es sich die Leipziger Linksfraktion nicht: Fast zwei Stunden diskutierte man am Mittwoch mit dem Abgeordneten Alexej Danckwardt. Dieser hatte zuvor auf seiner Facebook-Seite die »schöne Vorstellung« verbreitet, dass Angela Merkel »halbnackt durch halb Deutschland sprinten muss, um sich vor wütenden Massen zu retten«. Damit hatte der 1975 als Sohn einer russischen Sowjetbürgerin und eines Deutschen geborene Danckwardt nicht nur die Lokalpresse aufgeschreckt, sondern auch alle Sympathien in der Fraktion verspielt. Der 40-Jährige zog die Konsequenzen und erklärte im Anschluss an die Sitzung seinen Austritt aus der Fraktion. Vorerst behält der Anwalt seinen Sitz im Stadtrat, ebenso wie sein Parteibuch. Bereits 2005 wurde Danckwardt, der nach eigener Aussage seine Jugend »teils in Russland, teils in Deutschland« verbrachte, Mitglied der Partei. In letzter Zeit machte der Stadtrat immer wieder mit prorussischen Bemerkungen auf sich aufmerksam. So warf er der EU in Bezug auf dem Ukrainekonflikt vor, sie betreibe »die Lebensraumpolitik Hitlers«. Offenbar steckte Danckwardt auch hinter der Facebook-Seite »Antimaidan Deutsch«, die russische Propaganda betreibt. Seine Attacke gegen Merkel dürfte also kein Ausrutscher sein.
Danckwardt ist Fachanwalt für Strafrecht mit eigener Kanzlei. Als Jurist hätte er sich der Tragweite seiner Schimpftirade bewusst sein müssen. Aber klappern gehört zum Handwerk. Erst recht für einen wie Danckwardt, der auch schwierige Fälle übernimmt.
So ist der Linkspolitiker auch Rechtsbeistand des angeblichen Vergewaltigungsopfers Elena A. Die 13-Jährige soll von einer Gruppe »Südländer« entführt und sexuell missbraucht worden sein. Auch wenn die Polizei keine Anhaltspunkte für eine Vergewaltigung hat: Teile der deutsch-russischen Community, aus der Elena stammt, bezichtigen Behörden und Medien der Vertuschung. Vor allem russische Medien haben den Fall skandalisiert. Und so postete Danckwardt vor weinigen Tagen: »Russisches Fernsehen ist doch besser und ehrlicher.«