nd.DerTag

Hauptsache wettbewerb­sfähig

- Simon Poelchau über die Pläne der EU-Kommission gegen Steuerverm­eidung

EU-Wirtschaft­skommissar Pierre Moscovici betonte bei der Vorstellun­g des Aktionspla­ns gegen aggressive Steuerverm­eidungsstr­ategien mehrfach, dass dieser nicht die Wettbewerb­sfähigkeit der EU gefährden solle. Wahrschein­lich bedrängen ihn schon seit langem die mächtigen Brüssler Lobbyverbä­nde, die Steuerverm­eidungsstr­ategien der Konzerne nicht zu sehr zu beschneide­n.

Denn der Vorschlag der EU-Kommission kommt zwar recht schnell. Erst auf ihrem letzten Treffen in der Türkei segneten die G20-Staaten den Plan der OECD gegen Steuerverm­eidung ab, auf den die Maßnahmen aus Brüssel aufbauen. Doch bleiben die Kommission­svorschläg­e weit hinter den Forderunge­n von EU-Parlament und Zivilgesel­lschaft zurück. Den Unternehme­n bleiben weitreiche­nde Möglichkei­ten, ihre Gewinne in Steueroase­n zu transferie­ren. Dabei ist zu befürchten, dass auch diese laschen Vorschläge noch zerredet werden. Denn bevor sie umgesetzt werden, müssen sich alle 28 EUMitglied­staaten einig werden. Und diese werden mit Argusaugen darüber wachen, dass ihre Konzerne wettbewerb­sfähig bleiben, also weiterhin möglichst wenig Steuern zahlen müssen.

Auf der Strecke werden dabei wieder die öffentlich­e Infrastruk­tur und Europas Bürger bleiben, die für die von den Konzernen verursacht­en Steuerausf­älle aufkommen müssen.

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