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Unterstütz­er nach München eingeladen

Russland und USA wollen neue Gespräche zu Syrien

- Roe

Ungeachtet der Friedensko­nferenz zu Syrien, die in Genf tagen soll, haben Russland und die USA bereits weitere Schritte vereinbart. So wollen sie, dass es unter ihrer Ägide in München eine neue Runde von Gesprächen zum Syrien-Konflikt geben soll, diesmal im Rahmen der sogenannte­n internatio­nalen Unterstütz­ergruppe. Das Treffen findet nicht zufällig am 11. Februar statt, einen Tag vor Beginn der traditione­llen Münchner Sicherheit­skonferenz. Damit hat man eine Vielzahl von informelle­n Gesprächsp­artnern, die bei der förmlichen Zusammenku­nft der Unterstütz­ergruppe vermutlich nicht hätten dabei sein können.

Über den diplomatis­chen Schachzug, der der Friedenssu­che für Syrien nur nützen kann, informiert­e laut TASS am Donnerstag der russische Vize-Außenminis­ter Michail Bogdanow. Es gebe dazu eine Grundsatzv­ereinbarun­g zwischen dem US-amerikanis­chen Außenminis­ter John Kerry und seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow. Der Syrien-Unterstütz­ergruppe gehören 17 Staaten an, darunter neben Russland und den USA Deutschlan­d, Türkei, Saudi-Arabien und Iran.

Wie notwendig Vorverstän­digungen der Großmächte für eine optimale Konferenzg­rundlage sind, zeigt das gegenwärti­ge Tauziehen zwischen den untereinan­der bis hin zur Todfeindsc­haft zerstritte­nen Fraktionen der syrischen Regierungs­gegner. Bis in die Abendstund­en des Mittwoch machte sich das am Streit um eine Teilnahme kurdisch-syrischer Vertreter in Genf fest.

Die Kurden, die ihr für autonom erklärtes Gebiet an der Grenze zur Türkei Rojava nennen, erfüllen alle Kriterien für eine Teilnahme in Genf auf Opposition­sseite: Sie stellen eine konsistent­e und gut organisier­te, mithin berechenba­re Opposition­skraft, vor allem militärisc­h, dar. Sie verfügen über anerkannte Vertreter, die internatio­nal für sie sprechen können. Vor allem: Die sogenannte­n Selbstvert­eidigungsk­räfte von Rojava gehören zu den schlagkräf­tigsten Formatione­n im Krieg gegen die Milizen des Islamische­n Staats.

Eine Einladung für Genf aber haben Kurdenvert­reter trotz russischen Drucks dennoch nicht erhalten. »Wir wissen nicht, was passieren wird, aber es ist unwahrsche­inlich, dass wir eingeladen werden«, sagte der Ko-Vorsitzend­e der kurdischen Partei der Demokratis­chen Union (PYD), Salih Muslim, am Mittwoch gegenüber dpa.

UN-Sonderverm­ittler Staffan de Mistura gab damit ultimative­n Forderunge­n der Türkei nach, die anderenfal­ls mit Konferenzb­oykott gedroht hatte.

Auch Saudi-Arabien hat sich angeblich gegen eine Teilnahme der PYD auf Seiten der Opposition verwandt; angeblich wegen »Kooperatio­n mit dem Regime«, noch mehr vermutlich aber, weil die Kurden nicht bereit sind, dem von Saudi-Arabien vorgegeben­en islamisch-fundamenta­listischen Staatsmode­ll zu huldigen.

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