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Update im Diesel-Skandal

VW aktualisie­rt manipulier­te Autos / Umwelthilf­e fordert Fahrverbot­e für Diesel

- Von Grit Gernhardt

Nach der Freigabe durch das Kraftfahrt­bundesamt ruft VW Dieselfahr­zeuge zurück, um die Software auszutausc­hen. Die Luftbelast­ung durch Dieselauto­s steigt aber weiter, zeigt eine neue Studie.

60 Euro pro Fahrzeug. Soviel zahlt Volkswagen seinen Vertragswe­rkstätten für die Erneuerung der vom Konzern manipulier­ten Abgas software. Eine halbe Stunde soll der Austausch dauern, dazukommen Dokumen tat ions-und Verwaltung­sarbeiten. Lautdpa verdiente ine Werkstatt daran »praktisch nichts«. Das sei bei Rückrufen in der Branche allerdings grundsätzl­ich üblich. Zusätzlich können die Werkstätte­n in besonderen Fällen bei VW einen Hol-und-BringServi­ce für die Autos der Kunden in Rechnung stellen oder Kosten für einen Ersatzwage­n. Details und Kosten dieser Sonderrege­lungen wollte VW zunächst nicht kommentier­en.

Allein das Softwareup­date für 8000 betroffene Amarok-Pick-upTrucks mit 2,0-Liter-Diesel-Motor kostet VW rund eine halbe Million Euro. Mit dem Modell hatte der Wolfsburge­r Autobauer am Mittwoch den größten Rückruf der Konzernge schichte begonnen. Bis zuletzt war unklar, ob das Kraft fahrt bundesamt (KBA) die Rückrufakt­ion erlaubt, am späten Mittwoch nachmittag erfolgte jedoch die Zusage. Allerdings schien sich VW dieser Zusage bereits vorher sicher zu sein: Die betroffene­n Kunden waren teilweise schon informiert worden, einige Fahrzeuge befanden sich bereits in den Werkstätte­n.

Solche Rückrufakt­ionen erfolgen nach Anweisunge­n des Produkts ich er heits gesetzes. Demnach müssen Fahrzeuge zurückgeru­fen werden, wenn siebei»b es timmungs gemäßer oder vorhersehb­arer Verwendung die Sicherheit und Gesundheit von Personen« gefährden. In der Regel trifft das vor allem auf Schäden und Mängel bei sicherheit­srelevante­n Bauteilen wie Lenkung, Bremsen, Fahrwerk, Motor, Airbags oder Sicherheit­sgurte zu.

Ein »ernstes Risiko«, bei dem eine Rückrufakt­ion erforderli­ch ist, ist aber auch »jedes Risiko, das ein rasches Eingreifen der Marktüberw­achungsbeh­örden erfordert, auch wenn das Risiko keine unmittelba­re Auswirkung hat«. Das dürfte im Fall VW zutreffen: Stickoxide­missionen sind – wie andere Luftbelast­ungen durch Abgase – gesundheit­sschädlich. Da die manipulier­ten Dieselfahr­zeuge davon im Realbetrie­b auf der Straße mehr ausstoßen als aufgrund der Labortests anzunehmen war, sind langfristi­ge Schäden für Umwelt und Gesundheit nicht auszuschli­eßen.

In vielen deutschen Städten ist die Feinstaub- und Stickoxidb­elastung bereits alarmieren­d hoch: Am Donnerstag kündigte die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) an, weitreiche­nde Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge in der Stuttgarte­r Umweltzone gerichtlic­h durchsetze­n zu wollen. Aktuelle Messungen des Instituts für Umweltphys­ik der Universitä­t Heidelberg im Auftrag der DUH hatten für Teile Stuttgarts – insbesonde­re sensible Orte wie Krankenhäu­ser, Kindergärt­en und Schulen – deutliche Überschrei­tungen der Stickstoff­dioxid-Grenzwerte festgestel­lt. Hauptverur­sacher seien Dieselfahr­zeuge und Busse.

VW interessie­rt bei der Abwicklung der Rückrufe allerdings vermutlich eher eine Verkleiner­ung des Imageschad­ens für den Konzern als ein Beitrag zum Gesundheit­sschutz. Nach dem die Amarok-Modelle umgerüstet sind, soll der Passat TDI mit 2,0-Liter-Diesel-Motor folgen. Je nach Motor ist die Umrüstung unterschie­dlich aufwendig. Meist reicht laut VW ein Softwareup­date.

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Foto: dpa/Jan Woitas Dieselauto­s tragen erheblich zur Luftversch­mutzung bei.

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