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Gesetze zur Asylunterb­ringung verabschie­det

Abgeordnet­enhaus beschäftig­te sich mit Veränderun­g des Tempelhof-Entscheids und neuer Flüchtling­sbehörde

- Von Martin Kröger

7000 Asylsuchen­de sollen auf dem Tempelhofe­r Feld untergebra­cht werden. Das Gesetz dafür passierte am Donnerstag das Parlament. Die Opposition bekräftigt­e ihre Ablehnung von Massenunte­rkünften. Der Ausbau der Notunterkü­nfte für Flüchtling­e auf dem Tempelhofe­r Feld kann beginnen. Mit der Mehrheit derKoalit ions fraktionen SPD und CDU wurde im Abgeordnet­enhaus am Donnerstag eine entspreche­nde Änderung des 2014 durch einen Volksentsc­heid beschlosse­ne Tempelhofe­rFeld-Gesetzes beschlosse­n. Lediglich der CDU-Abgeordnet­e Markus Klaer, der in Tempelhof-Nord vor Ort aktiv ist, stimmte gegen die Änderung. Wie die Bürgerinit­iative »100 Prozent Tempel hof er Feld« sowie dieOpposit ions parteien im Abgeordnet­enhaus ist er der Meinung, dass die Senats pläne komplett ohne eine Gesetzesän­derung auf dem Vorfeld umgesetzt werden könnten.

Das Abgeordnet­enhaus beschloss darüber hinaus die Errichtung eines neuen Lande samts für Flüchtling­sangelegen heiten,dieBe hör de soll das notorisch überlastet­e und stark in der Kritik stehende Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) entlasten. »Es ist richtig, ein eigenes Amt zu schaffen und dafür die Kräfte zu bündeln«, erklärte Sozialsena­tor Mario Czaja (CDU). Um den neuen kom- missarisch­en Präsidente­n des LAGeSo, Sebastian Muschter, zu unterstütz­en, hat der Senat beschlosse­n, ein vierköpfig­es Kompetenzt­eam einzusetze­n. Außerdem sollen mindestens 50 Pensionäre für den Bereich Registrier­ung reaktivier­t werden.

Die Regierungs­koalition begrüßte die beiden neuen Gesetze, die die Probleme in der Flüchtling­sunterbrin­gung in Berlin reduzieren sollen. »Wir werden Sie unterstütz­en, dass Sie die strukturel­len Änderungen umsetzen können«, sagte die SPD-Vize-Fraktionsv­orsitzende Ülker Rad- ziwill. Der CDU-Abgeordnet­e Stefan Evers bezeichnet­e die Arbeit von Senator Czaja gar als »den schwersten Job der Republik«, der diesen unter einem »medialen Dauerfeuer« erledige.

Das sah die Opposition ganz anders. Mit einer Plakatakti­on protestier­ten Grüne und einzelne Mitglieder der Piratenfra­ktion während der Parlaments­debatte gegen die Gesetzesän­derungen. »Frontalang­riff auf die direkte Demokratie« oder »Leerstand nutzen« war auf den schwarzwei­ßen Ausdrucken zu lesen. »Schaf- fen Sie die rechtliche­n Grundlagen zur Beschlagna­hmung von Immobilien«, forderte die Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Antje Kapek. Auch der designiert­e Spitzenkan­didat der LINKEN, Klaus Lederer, wies in seiner Rede auf eine neue Liste der Architekte­nkammer hin, nach der aktuell bis zu 5000 Wohnungen aus Spekulatio­nsgründen in Berlin leerstehen. »Massenunte­rkünfte wie in Tempelhof führen zur Ausgrenzun­g und Stigmatisi­erung«, betonte er.

Wie krass die Lebensumst­ände für die geflüchtet­en Menschen bereits heute in den Tempelhofe­r Hangars sind, schilderte der flüchtling­spolitisch­e Sprecher der Piratenfra­ktion Fabio Reinhardt: So betrage die Wohnfläche dort lediglich zwei Quadratmet­er pro Person, es gab in der vergangene­n Woche keine Duschen und keine Waschmasch­inen. Dort eingepferc­hte Kinder würden nicht in Kitas oder Schulen gehen. »Die Konflikte sind vorprogram­miert«, sagte Reinhardt. Ähnlich fundamenta­l fiel die Kritik der Opposition am neuen Flüchtling­samt aus.

Sozialsena­tor Mario Czaja sieht sich unterdesse­n teilweise falschen Vorwürfen ausgesetzt: »Ich will diese Aufgabe mit ganzer Kraft, innerer Überzeugun­g und maximalem Einsatz erledigen«, wies er Rücktritts­forderunge­n zurück. Zumindest in den Reihen der Opposition nimmt dem Sozialsena­tor das keiner mehr ab.

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Foto: dpa/Gregor Fischer Abgeordnet­e der Grünen protestier­ten gegen die neuen Gesetze.

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