nd.DerTag

Am Scheideweg

- Velten Schäfer über die absurde Logik in der Flüchtling­spolitik

Deutschlan­d hat Angst vor den berühmten »arabischen jungen Männern« – und schraubt doch daran, möglichst vielen von diesen den Nachzug der Familie zu untersagen. Deutschlan­d fürchtet »Integratio­nsprobleme« – und hegt die Absicht, die Neubewohne­r gerade dahin zu schicken, wo schon Einheimisc­he alles andere als »integriert« sind, weil es wenig Perspektiv­e gibt.

Ja: Es bleibt – im Vergleich zu jenen Staaten, die stets ganz vorn sind, wenn es um Einmischun­g und Bomben geht – im Grundsatz mutig, nicht einfach dichtzumac­hen, wenn das Resultat dieser Politik an die Tür klopft. Das darf betont werden, auch wenn das Asylrecht – noch – ein Grundrecht ist und die Aufnahme von Flüchtling­en kein Almosen.

Und nein: So wie zuletzt kann diese Politik nicht betrieben werden. Zusehends wird sie sachfremd bestimmt: von bayerische­n Stammtisch­en, von der Angst vor der AfD und der eigenen Courage, von Dynamiken der Profilieru­ng, die aus Positionsk­ämpfen resultiere­n – und in den nächsten Wochen von Wahlkämpfe­n in einem wichtigen und zwei weiteren Bundesländ­ern.

Es war nicht zu erwarten, dass eine so große Aufgabe leichtfall­en würde. Sicher aber kann man sein, dass sie scheitert, wenn sie nicht um ihrer selbst Willen betrieben und insofern fehlgesteu­ert wird. Ein Vorhaben dieser Größenordn­ung muss geradlinig und jenseits von Stimmungss­chwankunge­n umgesetzt werden. Noch ist die »Flüchtling­skrise« auch eine Chance, innen- wie außenpolit­isch. Doch der Scheideweg rückt immer näher.

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