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AfD will auf Flüchtling­e schießen lassen

Petry sorgt für Empörung / Polizeigew­erkschafte­r: Wer das fordert, will den Rechtsstaa­t aushebeln

- Von René Heilig

Die AfD-Chefin Petry will, dass Polizisten »notfalls« Schusswaff­en gegen Flüchtling­en einsetzen. Das löste weithin Empörung aus – und Zustimmung aus der rechten Ecke. »Wir brauchen umfassende Kontrollen, damit nicht weiter so viele unregistri­erte Flüchtling­e über Österreich einreisen können«, sagte Frauke Petry dem »Mannheimer Morgen«. Notfalls müssten Polizisten an der Grenze »auch von der Schusswaff­e Gebrauch machen. So steht es im Gesetz«, sagte die Rechtspopu­listin. Bereits im November hatte der AfD-NRWLandesv­orsitzende Marcus Pretzell – Petrys Lebensgefä­hrte – für Empörung gesorgt. Auch er hatte gefordert, die deutsche Grenze sei »mit Waffengewa­lt als Ultima Ratio« zu verteidige­n.

Jörg Radek, Vizechef der Gewerkscha­ft der Polizei, reagierte auf Petrys jüngste Äußerungen empört. Sie entlarvten »radikales und menschenve­rachtendes Gedankengu­t«. An keiner Stelle der Polizeiges­etze gebe es die Rechtsnorm, den Grenzübert­ritt von Flüchtling­en mit dem Gebrauch der Schusswaff­e zu verhindern. »Wer ein solches radikales Vorgehen vorschlägt, will offenbar den Rechtsstaa­t aushebeln und die Polizei instrument­alisieren. So etwas hatten wir schon einmal in der deutschen Geschichte, und das wollen wir nie wieder.«

»Nun weiß jeder, mit wem er es zu tun hat«, sagte der Vize-Fraktionsc­hef der LINKEN, Jan Korte. Er nennt die Aussagen Petrys »inhuman, verroht, antidemokr­atisch«. Sie legten den Schluss nahe, »dass sich Frauke Petry in Nordkorea sicherlich sehr wohlfühlen würde«. Grenzersch­ießungen und Rassenwahn seien die mieseste Wahlwerbun­g der AfD, twitterte Linksparte­ichef Bernd Riexinger. »Lasst sie sich weiter demaskiere­n«, das sei das »bestes Mittel«. Bei der AfD fielen »die letzten moralische­n Hüllen«, meint auch die GrünenVors­itzende Simone Peter auf Twitter. Erst wollten die Demo-

Jan Korte, Linksfrakt­ion kratiefein­de das Recht auf Asyl aussetzen, dann die Meinungsfr­eiheit kippen und nun den Grundgeset­zartikel 1 zur Würde des Menschen, ergänzt Konstantin von Notz von der Grünenfrak­tion.

»Für mich gehört die AfD in den Verfassung­sschutzber­icht und nicht ins Fernsehen«, sagt SPDChef und Vizekanzle­r Sigmar Gabriel. CDU-Generalsek­retär Peter Tauber glaubt, die AfD entlarve sich »als Ansammlung frustriert­er Ewiggestri­ger, denen Demokratie, Rechtsstaa­t und Werte wie Nächstenli­ebe und Barmherzig­keit nichts bedeuten« und Ex-Justizmini­sterin Sabine Leutheusse­r-Schnarrenb­erger meint, die AfD gehöre »ins absolute politische Abseits«.

Trotz – oder wegen – dieser massiven Proteste lud Vize-AfDChefin Beatrix von Storch nach, die auch Berliner Landesvors­itzende ist. Auf ihrer Facebook-Seite schrieb die Rechtsauße­n-Frau, Menschen, die aus Österreich einreisen, hätten kein Asylrecht. »Wer das HALT an unserer Grenze nicht akzeptiert, der ist ein Angreifer. Und gegen Angriffe müssen wir uns verteidige­n.« Auch gegen Frauen und Kinder, meinte Storch – um dann zurückzuru­dern: »Ich bin grundsätzl­ich gegen Gewalt gegen Kinder.« Nach letzten Umfragen würde die AfD bundesweit zwölf Prozent der Wählerstim­men erhalten.

Petrys Äußerung legt den Schluss nahe, »dass sie sich in Nordkorea sehr wohlfühlen würde«.

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