nd.DerTag

Ausgetrete­n

- Von Velten Schäfer

Wer wissen will, wie Claus Guttenthal­er kulturell orientiert ist, erhält zwei Hinweise im Internet: Dort findet man ihn als Schützenme­ister der Gilde »Immergrün« zu Eichenau im Landkreis Fürstenfel­dbruck – und nicht auf »Facebook«.

Für einen aktiven 46-jährigen Kommunalpo­litiker im Land von Laptop und Lederhose ist zweiteres bemerkensw­ert kulturkons­ervativ. Das passt zu seiner politische­n Vita: Vor 17 Jahren trat Guttenthal­er in die CSU ein und vertrat diese 14 Jahre in der Ratsversam­mlung der 12 000 Einwohner zählenden Gemeinde. Doch nun hat er die Partei verlassen – aus Protest gegen deren asylpoliti­schen Kurs.

Und das mit deutlichen Worten: Die »Obergrenze« und vor allem die nach Silvester vorgebrach­te Forderung nach Abschiebun­g mutmaßlich straffälli­ger Flüchtling­e ohne Prozess wolle er nicht mittragen. Dies sei »ein gefährlich­er Angriff auf unseren Rechtsstaa­t«. Man rede Radikalen nach dem Mund und verhalte sich illoyal in der Berliner Regierungs­koalition.

Den Akzeptanzv­erlust der Asylpoliti­k der Kanzlerin in der Bevölkerun­g, auf den sich die CSU dabei beruft, befördere die von ihr gestellte Landesregi­erung selbst: Sie verlasse sich »fast ausschließ­lich auf das Engagement ehrenamtli­cher Helfer« und nehme de- ren Überforder­ung in Kauf. Dies hat Guttenthal­er selbst erlebt: Seine Ehefrau engagiert sich in der Flüchtling­shilfe und verlässt jetzt ebenfalls die Partei. Diese machte sogleich bekannt, dass Guttenthal­er intern als Bürgermeis­terkandida­t durchfiel.

Er werde »nicht der Letzte sein«, den die Regierungs­partei CSU aus solchen Gründen verliert, hofft die »Süddeutsch­e« in einem Bericht. Laut Kreischef und Landrat Thomas Karmasin ist es aber umgekehrt. 2015 seien sechs Mitglieder ausgetrete­n, weil ihnen der Asylkurs noch zu lasch sei und nur eines aus ähnlichen Gründen wie Guttenthal­er.

Wie man auch immer rechnen mag: Wenn alles so stimmt, steht eine Mehrheit gegen die christsozi­ale Nächstenli­ebe im westlichen Umland Münchens.

 ?? Foto: Barbara Neider ?? Claus Guttenthal­er verließ die CSU wegen ihres Asylpopuli­smus.
Foto: Barbara Neider Claus Guttenthal­er verließ die CSU wegen ihres Asylpopuli­smus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany