nd.DerTag

Nur sozial

- Simon Poelchau über die Möglichkei­t eines sozialvert­räglichen Kohleausst­iegs

Eigentlich weiß es jeder: Über kurz oder lang muss der Kohleausst­ieg kommen. Doch wenn es konkret wird, führen die Befürworte­r der fossilen Energie immer wieder dieselben zwei Argumente ins Feld. Die vorgeblich­e Sorge um bezahlbare­n Strom für die Industrie und einkommens­schwache Haushalte ist das eine Argument. Wenn dies nicht mehr funktionie­rt, dann werden die Arbeitsplä­tze erwähnt, die an der Kohleverst­romung hängen.

Nun heißt es jedoch aus der Dienstleis­tungsgewer­kschaft ver.di, der Kohleausst­ieg sei sozialvert­räglich machbar, wenn der Staat Geld in die Hand nehme für Abfindunge­n, Vorruhesta­ndsgelder und Umschulung­en. Manch einer könnte diesen Vorstoß vielleicht als Attacke gegen die Konkurrenz von der Industrieg­ewerkschaf­t Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) verstehen. Schließlic­h vertritt jene Gewerkscha­ft – wie schon ihr Name verrät – eben jene Angestellt­en, die vornehmlic­h von einem Kohleausst­ieg betroffen wären, weshalb sie mehr an dem alten Energieträ­ger hängt als ver.di.

Vielleicht sollte die IG BCE jedoch ver.di sogar dankbar sein für das Eintreten für einen sozialvert­räglichen Kohleausst­ieg. Denn es ist eben nur eine Frage der Zeit, wann das letzte Kohlekraft­werk vom Netz geht. Deswegen braucht es eine Perspektiv­e für die in dieser Industrie Beschäftig­ten. Die Energiewen­de funktionie­rt nämlich in der Tat nur, wenn sie sozial gestaltet wird.

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