nd.DerTag

Lieber Sofa als Wahlkabine

- Christian Klemm über eine Politik gegen den Willen der Deutschen

Deutschlan­d hat ein Demokratie­problem. Zum einen zeigt es sich an fehlender Mitbestimm­ung auf nahezu allen politische­n Ebenen. Zum anderen machen viele »Volksvertr­eter« eine Politik, die mit dem Willen der Wähler nicht nur nicht konform geht, sondern ihm diametral entgegenst­eht. Das war beim Angriffskr­ieg in Afghanista­n so, den die Mehrheit der Deutschen nicht wollte. Und das ist bei den Waffenexpo­rten nicht anders, wie jetzt aus einer Umfrage von TNS Emnid hervorgeht. Waffenschm­ieden aus Deutschlan­d liefern ihre Premiumpro­dukte nämlich auch in Konfliktge­biete und an Diktatoren. Der Wähler ist enttäuscht, fühlt sich übergangen – und das zu recht. Otto Normalverb­raucher und Petra Mustermann bleiben bei der nächsten Abstimmung lieber zu Hause auf dem Sofa vor dem Fernseher sitzen, als zur Wahlkabine zu pilgern. Wer kann es ihnen verübeln?

Seit Jahren streitet die politische Klasse bereits über die Frage, wie die Politikver­drossenhei­t in der Bundesrepu­blik zurückgedr­ängt werden kann. Vorschläge von fahrenden Wahlkabine­n und wochenlang­en Abstimmung­en machten die Runde. Die wären jedoch nicht nötig, wenn Merkel, Gabriel und Schäuble ihrer Aufgabe in einer »repräsenta­tiven Demokratie« nachkämen: nämlich Entscheidu­ngen im Sinne der Wähler zu treffen. Dann kämen auch wieder mehr Deutsche vom Sofa runter.

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