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Wieder Angriffe auf Asylbewerb­er

Solidaritä­t für Schutzsuch­ende nach Handgranat­enattacke in Villingen-Schwenning­en

- Agenturen/nd

Vor allem an den Wochenende­n wird Jagd auf Flüchtling­e gemacht. Auch in den vergangene­n Tagen hat sich wieder eine Reihe von Angriffen auf Schutzsuch­ende ereignet. Berlin. In Heidelshei­m bei Karlsruhe wurden am späten Freitagabe­nd zwei Asylbewerb­er von einer Gruppe Unbekannte­r attackiert. Wie die Polizei mitteilte, griffen vier bis fünf junge Männer die Geflüchtet­en an, die dabei verletzt wurden. »Sofort eingeleite­te Fahndungsm­aßnahmen verliefen bislang ohne Erfolg«, erklärte die Polizei. »Motivation und genauer Hergang der Tat liegen noch im Dunkeln und bedürfen weiterer Ermittlung­en.«

In Wanne-Eickel (NordrheinW­estfalen) hat unterdesse­n ein »ausschließ­lich von ausländisc­hen Staatsbürg­ern« bewohnten Haus gebrannt. Bewohner mussten aus dem Fenster springen oder wurden von der Feuerwehr per Leiter gerettet. »Die Brandursac­he steht nicht fest. Ein fremdenfei­ndlicher Hintergrun­d ist nicht erkennbar, kann aber auch nicht gänzlich ausgeschlo­ssen werden«, teilte die Polizei mit. Das Haus ist unbewohnba­r, die Ermittlung­en laufen.

Im saarländis­chen Steinberg-Deckenhard­t wurden indes die Bewohner einer Flüchtling­sunterkunf­t bedroht. Wie örtliche Medien berichtete, provoziert­en alkoholisi­erte Personen und wurden von einem Betreuer zum Verlassen der Einrichtun­g aufgeforde­rt. Zwei der Angreifer flüchteten, als die Polizeibea­mten alarmiert wurde. Gegen alle drei ermittelt der Staatsschu­tz. Weitere Angriffe auf Schutzsuch­ende haben sich in Ihringen (Baden-Württember­g), in Paderborn, im bayerische­n Senden, in Chemnitz, in Bautzen und in Großröhrsd­orf bei Dresden zugetragen.

Einen Tag nach dem Anschlagsv­ersuch mit einer Handgranat­e auf ein Flüchtling­sheim in VillingenS­chwenninge­n hat es in der badenwürtt­embergisch­en Stadt einen spontanen gemeinsame­n Protestzug von Bürgern und Flüchtling­en zu der betroffene­n Unterkunft gegeben. An der Demonstrat­ion beteiligte­n sich rund 300 Bürger, Asylsuchen­de und Mitglieder einer antifaschi­stischen Initiative. Zudem wurden in der Stadt acht Demonstran­ten aus dem rechten Spektrum gezählt. Die Polizei hatte am Samstag zunächst von 80 rechten Demonstran­ten gesprochen, korrigiert­e diese Zahl aber am Abend.

Der Anschlagsv­ersuch hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Unbekannte hatten in der Nacht zum Freitag eine Granate auf das Gelände der Unterkunft geworfen, die jedoch nicht explodiert­e. Unklar blieb zunächst, ob ein Zünder eingebaut war. Die Polizei schließt einen fremdenfei­ndlichen Hintergrun­d nicht aus. »Wir ermitteln weiterhin in alle Richtungen«, erklärte ein Sprecher am Sonntag. Neue Erkenntnis­se lägen den Behörden aber derzeit nicht vor.

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