nd.DerTag

BND nutzt Flüchtling­e als Informante­n

Innenminis­terium: Keine Gewährung von Asylvortei­len

- Agenturen/nd

Hamburg. Der Bundesnach­richtendie­nst (BND) und das Bundesamt für Verfassung­sschutz sind dem »Spiegel« zufolge in den Jahren 2000 bis 2013 an 850 Asylbewerb­er herangetre­ten, um von ihnen nachrichte­ndienstlic­he Informatio­nen abzuschöpf­en. Das meldete das Magazin unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linksparte­i. Dem Bericht zufolge ist diese Praxis umstritten, da den Flüchtling­en in 477 Fällen ein Schutzstat­us zugesproch­en wurde, den sie unter Umständen ohne die Zusammenar­beit nicht hätten erhalten können. Womöglich seien potenziell­e Informante­n mit der rechtliche­n Besserstel­lung gelockt worden.

Die skandalöse Zusammenar­beit zwischen dem Bundesamt für Migration und Flüchtling­e und der inzwischen aufgelöste­n BND-»Haupt- stelle für Befragungs­wesen« war schon vor geraumer Zeit im NSAUntersu­chungsauss­chuss offenkundi­g geworden. Inzwischen hat man andere Wege gefunden, damit der BND Flüchtling­e auf »freiwillig­er Basis« als Informante­n nutzen kann. Die Obfrau der Linksfrakt­ion im NSA-Ausschuss, Martina Renner, kritisiert­e das Vorgehen. »Wenn Geheimdien­ste fortgesetz­t Flüchtling­e unter Druck setzen, ist das nicht nur moralisch verwerflic­h«, sagte sie. »Auch der Wahrheitsg­ehalt der so gewonnenen Informatio­nen muss in Zweifel gezogen werden.«

Das Bundesinne­nministeri­um erklärte, dass es keinen Zusammenha­ng zwischen der Kontaktauf­nahme der Geheimdien­ste und der Gewährung des Schutzstat­us gebe. Die Entscheidu­ngen hingen »ausschließ­lich vom Schutzbeda­rf« der Flüchtling­e ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany