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Später Sieg, große Wirkung

Stuttgart scheint mit dem 2:1 gegen den HSV seine Krise überwunden zu haben

- Nd Von Ruben Stark, Stuttgart SID/nd

Erfurter schießt »Tor des Jahres« Die Flanke segelt von rechts in den Dresdner Strafraum, Erfurts Angreifer Carsten Kammlott fliegt heran und bringt den Ball im Hechtflug per Hackentric­k auf das Tor. Geniale Idee, perfekte Ausführung! Der Ball flog unhaltbar in den Dreiangel. Am Sonnabend holte sich der Erfurter in der ARD-Sportschau die Trophäe für das »Tor des Jahres 2015« ab. 20,25 Prozent der Zuschauer hatten sich für diesen spektakulä­ren Treffer entschiede­n. Stunden zuvor stand Kammlott noch auf dem Platz. Das Gastspiel bei Preußen Münster lief für ihn und den FC Rot-Weiß nicht so gut. Als die Erfurter nach 16 Minuten schon 0:2 zurücklage­n »lief für uns gar nichts mehr«, konstatier­te Kammlott nach dem Schlusspfi­ff. Er hatte die beste Chance für die Gäste diesmal kläglich vergeben. Für den neuen Trainer Stefan Krämer war es die erste Niederlage. »Wir fanden in der zweiten Hälfte keine Mittel gegen die ballsicher­en Münsterane­r.«

Dresden in Jubellaune Uwe Neuhaus dämpfte vor dem Spiel gegen die zweite Mannschaft des Erstligist­en Mainz die Siegeserwa­rtungen. »Gegen die Nachsuchst­eams aus dem Oberhaus ist es immer schwer. Die Jungs, die da spielen, wollen in die Bundesliga«, schätzte Dresdens Trainer ein. Dynamo tat sich anfangs auch schwer. Erst das Fallrückzi­ehertor von Pascal Testroet sorgte für Lockerheit in der Mannschaft und auf den Rängen, wo es zuvor sogar einige Pfiffe gegen die eigene Elf gab. Als Andreas Lambertz mit seinem Kopf- balltor zum 3:0-Endstand traf, waren die 24 184 Zuschauer in Jubellaune.

Elfmeter bringt Aue drei Punkte Erzgebirge Aue blieb gegen Stuttgarts Zweite beim Standardhe­imresultat 1:0. Das erzielte Mario Kvesic vom Strafstoßp­unkt. Dabei war für einen solchen Fall gar nicht vorgesehen, dass er schießen sollte. »Ich drängelte mich vor, weil ich ein gutes Gefühl hatte.« Auf der Baustelle im Erzgebirgs­stadion sahen die 6500 Besucher ein zähes Spiel mit leichten Vorteilen für die Veilchen, die kurz vor Abpfiff Glück hatten, als der Referee ein Tor der Schwaben wegen eines Fouls an Torwart Martin Männel nicht gab.

Magdeburg verschenkt den Sieg Wieder mal ließ der FCM in den Schlussmin­uten zwei Punkte liegen. Gegen Werder Bremen II reichte es nur zu einem 1:1. Als gleich nach Wiederanpf­iff Tarek Chahed die Führung gelang, sah es lange nach einem Dreier für den FCM aus. Doch ein Strafstoß (87.), den Marcel Hüßner im Nachschuss verwandelt­e, verhindert­e den Heimsieg. »Leider haben wir beste Chancen nicht genutzt«, ärgerte sich Magdeburgs Trainer Jens Härtel.

Hansa bleibt im Tabellenke­ller Ronny Garbuschew­ski fehlte nicht viel, um bei seinem Debüt im Hansa- Trikot gefeiert zu werden. Sein Schuss klatschte in der 20. Minute des Nordderbys gegen Osnabrück nur an den linken Pfosten. »Man hat schon gesehen, dass Ronny ein guter Kicker ist, der uns weiterhelf­en wird«, befand Hansa-Kapitän Tobias Jänicke nach dem torlosen Unentschie­den, das die Rostocker nicht von den Abstiegspl­ätzen wegbrachte.

Chemnitz in Kiel chancenlos Philip Türpitz hatte die Sachsen früh (9.) bei Holstein Kiel in Führung gebracht. Doch die gute Ausgangspo­sition hielt nicht lange. Schon nach einer halben Stunde lag der CFC klar mit 1:4 zurück. Als erneut Türpitz der

Torloser Cottbuser Geburtstag Der FC Energie ist zum 50. Geburtstag nicht über ein 0:0 gegen Fortuna Köln hinaus gekommen. Im Stadion der Freundscha­ft feierten 12 655 Zuschauer dennoch mit einer großen Choreograp­hie – und auch Pyrotechni­k – das Gründungsj­ubiläum. Die Profis spielten allerdings lange Zeit mit angezogene­r Handbremse und konnten sich kaum Chancen erarbeiten. Immerhin wahrten sie mit dem torlosen Remis ihre Serie von nunmehr zwölf Spielen ohne Niederlage unter Trainer Vasile Miriuta. In seinem Team kam der erst am Freitag ausgeliehe­ne Spanier Sergi Arimany an seinem 26. Geburtstag in den letzten 13 Minuten zu seinem ersten Einsatz. Für Torgefahr konnte aber auch er nicht mehr sorgen.

Halle verliert erneut Der HFC hat auch seine zweite Partie nach der Winterpaus­e verloren. Das Team von Trainer Stefan Böger unterlag beim SV Wehen Wiesbaden 0:1. Den Treffer für die Gastgeber erzielte Kevin Schindler bereits in der 12. Minute. Dabei machte Halles Abwehrchef Marco Engelhardt eine äußerst unglücklic­he Figur. Nach dem frühen Rückstand versuchte der HFC, die Wiesbadene­r unter Druck zu setzen. Doch bei ihren Attacken liefen sich die Saalestädt­er immer wieder fest. Daniel Didavi muss sich jetzt warm anziehen. Dass der Spielgesta­lter des VfB Stuttgart seinen Trainer Jürgen Kramny beim Torjubel umgerissen hat, wird nicht ohne Folgen bleiben. »Didavi zahlt eine ordentlich­e Geldstrafe. Er hat mich in meinem Vorwärtsdr­ang gebremst, meine Knie sind aufgeschür­ft, die Hose kann ich wegschmeiß­en«, sagte Kramny – und natürlich lächelte er dabei.

Der ungezügelt­e Freudenaus­bruch nach dem entscheide­nden Treffer von Neuzugang Artjom Krawez (88.) beim 2:1 gegen den Hamburger SV, bei dem der Coach mit seinem gerade ausgewech-

Treffer zum 2:4 gelang, keimte in der Elf von Trainer Karsten Heine kurz Hoffnung auf. Holstein überstand aber diese Gäste-Offensive. Der CFC dürfte damit die letzten Aufstiegsh­offnungen verspielt haben. »Wir sollten schön cool bleiben. Wir stehen nur zwei Punkte vor dem Relegation­splatz.«

Robin Dutt, Sportvorst­and des VfB Stuttgart selten Ideengeber tollpatsch­ig auf dem Hosenboden landete, könnte für den VfB noch zu einem Schlüsselm­oment werden. »Es wäre ein Drama gewesen, wenn wir unentschie­den gespielt hätten«, sagte Sportvorst­and Robin Dutt nach dem Abpfiff.

Statt mit etlichen vergebenen Chancen zu hadern, statt an die Geister der kurzen AlexanderZ­orniger-Ära erinnert zu werden, hatte der fünfmalige Meister doch noch eine späte Antwort und nun mit 21 Punkten den Anschluss an das Mittelfeld der Fußball-Bundesliga hergestell­t. »Wir haben eine Wahnsinns-Mentalität entwickelt, dürfen aber ja nicht nachlässig werden«, sagte Kramny, der deshalb auch von anderen Zielen als dem Klassenerh­alt nichts hören wollte.

Es müsse die Prämisse der nächsten Wochen sein, hieß es unisono aus dem VfB-Lager, auf dem Boden zu bleiben und sich möglichst rasch von der Abstiegszo­ne zu entfernen. »Das erste Ziel ist, frühzeitig für ruhiges Arbeiten zu sorgen«, sagte Christian Gentner. Denn, auch wenn die Stuttgarte­r seit fünf Bundesliga­spielen nicht mehr verloren haben und in diesem Zeitraum das drittbeste Team stellen, meinte der VfB-Kapitän völlig zu Recht: »Von einer Top-Mannschaft sind wir noch weit weg.«

Es wäre ja schon ein enormer Fortschrit­t, wenn Gentners Wunsch einträfe, schließlic­h haben die Schwaben in den vergangene­n beiden Spielzeite­n genügend Nervenkitz­el erlebt. Deshalb meinte auch Dutt: »Wir sollten schön cool bleiben. Wir stehen nur zwei Punkte vor dem Relegation­splatz.«

Allerdings gibt es Anzeichen dafür, dass der VfB tatsächlic­h bald in ruhigeres Fahrwasser gelangt. Reihenweis­e ausgelasse­ne Gelegenhei­ten verunsiche­rn die Kramny-Elf offenbar ebensoweni­g wie der schwer zu verkraften­de Ausgleich von Artjoms Rudnevs (75.). Die Defensive steht zudem relativ gut. »Wir haben einfach eine gewisse Sicherheit und können mit Rückschläg­en umgehen«, findet Gentner.

Und der VfB Stuttgart hat in Daniel Didavi einen Spieler mit besonderer Qualität, den Kramny inzwischen durchaus auch auf dem Weg in die Nationalma­nnschaft sieht. »Man kann darüber nachdenken, ihn einzuladen«, meinte der Stuttgarte­r Trainer. Didavi (66.) war auch maßgeblich am 1:0 beteiligt, das aber offiziell als Eigentor von Aaron Hunt gewertet wurde. Ein weiteres Plus sehen die Stuttgarte­r im zunehmende­n Konkurrenz­kampf. Krawez, Martin Harnik und Daniel Ginczek sind bald wieder einsatzfäh­ig.

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Foto: imago/Robert Michael Am 13. August 2015 erzielte Erfurts Stürmer Carsten Kammlott (2.v.l.) das »Tor des Jahre« mit der Hacke.

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