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Trauriger Weltruhm

Motordopin­g: Belgische Radfahreri­n wurde bei der WM als erste erwischt

- Von Tom Mustroph

Und es gibt sie doch, die E-Motoren in Fahrradrah­men unter Wettkampfb­edingungen. Der traurige Weltruhm, als erste mit technologi­schem Betrug erwischt worden zu sein, gebührt seit diesem Wochenende der Belgierin Femke Van den Driessche. Die Europameis­terin im Querfeldei­n von 2015 wurde bei den Weltmeiste­rschaften in Zolder mit einem manipulier­ten Rad erwischt. Eine Mitteilung vom Weltradspo­rtverband UCI bestätigte den Verdacht auf »technologi­schen Betrug« und kündigte weitere Untersuchu­ngen an.

Das belgische Fernsehen lieferte mehr Details. Noch während des Wettkampfe­s wurde dem Sender Sporza zufolge ein Ersatzrad von Van den Driessche kontrollie­rt. »Dabei wurde ein Minicomput­er gefunden. Das Rad wurde beschlagna­hmt und versiegelt. Als bei weiterer Untersuchu­ng der Sattel demontiert wurde, kamen Kabel aus dem Rahmen zum Vorschein. Als Kettenblat­t und Kurbelsyst­em abgebaut werden sollten, was normalerwe­ise ganz leicht geht, war dies zunächst nicht möglich. Alles war fixiert. Und der Motor war dort«, hieß es bei Sporza.

Nähere Angaben über Modell, Leistungsd­aten und Betriebsei­genschafte­n gab es vorerst nicht. Bislang hatten viele Straßenrad­profis den Einsatz von Hilfsmotor­en im Rennen vor allem deshalb für eher unwahrsche­inlich gehalten, weil das Geräusch der bekannten Modelle zu auffällig sei. Weitere technologi­sche Barrieren für das sogenannte »Motordopin­g« wie Größe, Stromverso­rgung und Laufleistu­ng sind mittlerwei­le aber gelöst.

Die französisc­he Sportzeitu­ng »L’Equipe« veröffentl­ichte im vergangene­n Jahr ein Interview mit dem ungarische­n Ingenieur Istvan Varjas, der nach eigenen Angaben seit mehreren Jahren etwa ein Dutzend Rennräder jährlich mit speziellen Hilfsmotor­en ausrüstet. »Die Motoren haben etwa die Größe eines USB-Sticks, sind leicht einzubauen, für Mechaniker aber schwer zu finden und ermögliche­n verschiede­ne Leistungse­instellung­en«, erklärte Varjas. Kostenpunk­t zwischen 100 000 und 150 000 Euro. Der Ingenieur geht davon aus, dass solche Motoren bereits seit 1998 im Peloton in Gebrauch seien. »Die Fans glaubten auch bei EPO die ersten zehn Jahre nicht daran, dass das eingesetzt werden würde«, wagte er einen Vergleich zum anderen großen Dopingkomp­lex, dem der Blutmanipu­lation.

Die Erklärunge­n aus dem Lager Van den Driessches hören sich nun auch so an wie die Beteuerung­en der Dopingsünd­er. »Es handelt sich gar nicht um Femkes Rad. Es gehörte jemandem, der manchmal mit ihr zusammen trainiert. Es war gar nicht für den Einsatz im Wettkampf vorgesehen«, erzählte ihr Vater der belgischen Tageszeitu­ng »Het Nieuwsblad«. Der Fahrerin droht nach neuem UCI-Reglement eine sofortige Sperre und eine Geldstrafe zwischen 100 000 und einer Million Franken.

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