nd.DerTag

Kommunen können Müll

Regierung möchte private Wertstoffe­ntsorgung – andere haben eine bessere Idee

- Nd

Berlin. Es ist eine gute Idee: aus den Abfällen alle recycelbar­en Wertstoffe heraushole­n und sie neu in den Wirtschaft­skreislauf geben. Das reduziert die Müllberge und spart kostbare Rohstoffe ein. Die Praxis sieht anders aus: Anders als bei Glas und Papier werden große Mengen Kunststoff und Metall weiter »energetisc­h verwertet«, ein Euphemismu­s für die Müllverbre­nnung. Oder sie werden exportiert. Die dualen Systeme der Privatwirt­schaft für Verpackung­smüll haben sich in der Praxis nicht bewährt: Die Wiederverw­ertungsquo­te ist niedrig, erst recht konnten die Verpackung­smengen nicht reduziert werden.

Jetzt soll die Einführung der Wertstofft­onne, in die mehr als Verpackung­smüll gestopft werden darf, die Probleme lösen. Geht es nach der Bundesregi­erung, so soll dies erst recht eine private Veranstalt­ung werden. Die schon jetzt nicht recht funktionie­renden dualen Systeme bekämen dann noch mehr Aufgaben.

Gegen den Gesetzentw­urf aus dem Umweltmini­sterium regt sich vielerorts Kritik. »Die Menschen erwarten von ihren Kommunen, dass diese sich um Umweltschu­tz, Sauberkeit und Ordnung in der Stadt kümmern«, erklärte der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städtetage­s, Stephan Articus. »Das lässt sich am besten durch eine kommunale Sammlungsh­oheit gewährleis­ten.«

Vergangene­n Freitag beschloss der Bundesrat einen Antrag, wonach den Kommunen die Verantwort­ung für die Sammlung von Abfällen in Wertstofft­onnen übertragen werden soll. Auch die Gewerkscha­ften setzen auf die kommunale Karte: Das duale System sei »Hauptverur­sacher für Lohndumpin­g in der Entsorgung­sbranche«, betont ver.di-Vorstand Andreas Scheidt. »Fehlende Tarifbindu­ng und niedrige Löhne auf der Arbeitnehm­er-, hohe Gewinne auf der Arbeitgebe­rseite – das ist die Realität der dualen Systeme.«

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Foto: 123rf/tomwang

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