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Die SPD setzt nun auf Härte

Sozialdemo­kratische Spitzenpol­itiker eröffnen die nächste Runde von Verschärfu­ngen im Asylrecht

- Von Velten Schäfer

Das nächste Asylpaket kommt: Bisher stehen eine Ausweitung von Sanktionen, weitere Einschränk­ung der Freizügigk­eit sowie Abschiebun­gen in Drittstaat­en auf dem Programm. Nach dem Asylpaket II häufen sich neue Vorstöße. In der Montagausg­abe der »Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung« schreibt Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD): »Wer hierherkom­mt, bei uns Schutz sucht und ein neues Leben beginnen will, muss sich an unsere Regeln und Werte halten.« Wer aber »signalisie­rt, dass er sich nicht integriere­n will, dem werden wir die Leistungen kürzen. Aus meiner Sicht sollte man das auch an die Wahrnehmun­g von Sprachkurs­en knüpfen.«

Nahles sprach weiter von »einer Million Langzeitar­beitslosen«, und von Geringverd­ienern, die man im Blick behalten müsse. »Wichtige Reformvorh­aben dürfen nicht wegen der Flüchtling­skrise eingefrore­n werden.« Sonst sei der soziale Frieden in Gefahr.

Man habe solche Forderunge­n schon lange gestellt, lobte CDUGeneral­sekretär Peter Tauber dieses Ansinnen. Die Opposition kritisiert­e den Vorstoß. Die LINKEArbei­tsmarktpol­itikerin Sabine Zimmermann sieht »populistis­ches Flüchtling­sbashing«. Es mangle am Angebot solcher Kurse. Sie kritisiert­e auch Pläne, Flüchtling­e diese Kurse mitbezahle­n zu lassen. Ähnlich äußerte sich der Innenexper­te der Grünen, Volker Beck. Während des Asylverfah­rens dürften derzeit nur Syrier, Iraker, Iraner und Eritreer teilnehmen; Afghanen und Somaliern sei dies verwehrt, obgleich viele von diesen längerfris­tig in Deutschlan­d blieben.

Schon lange sieht das Aufenthalt­sgesetz vor, dass anerkannte Asylbewerb­er das Recht und die Pflicht haben, solche Kurse zu be- suchen. Eine »Verletzung der Teilnahmep­flicht« kann laut Innenminis­terium »bei der Gewährung von Sozialleis­tungen (...) berücksich­tigt« werden – mit Kürzungen um bis zu 30 Prozent.

Andrea Nahles (SPD)

Nahles will das offenbar etwa auf syrische Flüchtling­e ausweiten, die hier eigentlich gerade nicht ein »neues Leben« beginnen, sondern nur ein vorübergeh­endes Aufenthalt­srecht, etwa nach der Genfer Flüchtling­skonventio­n, erhalten und nach dem Krieg zurückgesc­hickt werden sollen. Dies unterstric­h aktuell Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Neubranden­burg.

Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) vertritt jetzt offensiv die Forderung, Flüchtling­en auch nach ihren Verfahren Wohnorte zuzuweisen. Sie fürchtet eine Überlastun­g der Großstädte, nicht zuletzt in ihrem Bundesland.

Nach einem Treffen der SPDLandesi­nnenminist­er in Stuttgart deutet sich weiterhin an, dass die SPD jüngst von Flüchtling­skoordinat­or Peter Altmaier (CDU) ins Spiel gebrachte Pläne unterstütz­en könnte, straffälli­ge Flüchtling­e in Drittstaat­en abzuschieb­en, wenn eine Rückführun­g in die Herkunftsl­änder unmöglich sei. Der Düsseldorf­er Amtsträger Ralf Jäger meinte, der Bund solle sich auf eine Verkürzung der Verfahren konzentrie­ren. Sein Stuttgarte­r Kollege Reinhold Gall sagte dagegen, er werde das Vorhaben unterstütz­en, wenn der Bund Voraussetz­ungen schaffe.

»Wer signalisie­rt, dass er sich nicht integriere­n will, dem werden wir die Leistungen kürzen.«

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