nd.DerTag

Billig, billiger, Nahles

- Velten Schäfer über die SPD als Büchsenspa­nnerin der AfD

Der Vorstoß von Andrea Nahles, Flüchtling­e mit Leistungsk­ürzungen zu bestrafen, wenn sie keinen Integratio­nskurs besuchen, ist purer Populismus: Es geht um das Bedienen von Ressentime­nts statt um tatsächlic­he Probleme.

Erstens will sie etwas regeln, das geregelt ist: Wer tatsächlic­h »bei uns« ein »neues Leben beginnen«, also für immer bleiben darf, für den gilt eine solche Bestimmung längst. Es geht offenbar um Personen, die man gar nicht langfristi­g »integriere­n«, sondern nach Ablauf eines befristete­n Aufenthalt­s wieder loswerden möchte. Zweitens stellt sich das Problem eher umgekehrt: Es gibt zu wenig solcher Kurse – und etwa Afghanen und Somalier sind von ihnen ausgeschlo­ssen.

Sinn ergibt diese Geste nur vor dem Hintergrun­d der Forderung von Nahles’ Parteichef Sigmar Gabriel, den Verfassung­sschutz auf die AfD zu hetzen. Nach dem Motto: Die Blau-Braunen sind Pfui – ihre Themen aber findet der abgeneigte Bürger auch bei der Sozialdemo­kratie.

Dass die SPD-Ministerin im gleichen Atemzug auch noch die einheimisc­hen Langzeitar­beitslosen, Geringverd­iener und andere Opfer sozialdemo­kratischer »Reformen« ins Spiel bringt, macht die Sache nur noch geschmackl­oser. Nicht nur die AfD, sondern auch Nahles spielt diese gegen die Flüchtling­e aus.

Dieses Kalkül ist derart billig, dass zu befürchten steht, dass es aufgeht. Wenn auch nicht in der von Nahles wohl intendiert­en Weise. Sondern eher als weiteres Umfrageplu­s bei der AfD.

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