Die Tropen rücken näher
Asiatische Tigermücken auch in Südeuropa
Das Zikavirus gehört zu den Krankheitserregern, die ein blutsaugendes Insekt zur Verbreitung benötigen. Wegen dieses Ansteckungswegs zählte man das Zikavirus ebenso wie die bekannteren Dengue- und Gelbfiebererreger zu den Arboviren (Kunstwort für engl. arthropod-borne virus – von Gliederfüßern verbreitetes Virus). Die Bezeichnung sagt allerdings nichts über tatsächliche Verwandtschaft dieser Erreger. Anders als bei Gelbfieber gibt es bislang gegen das Zika-Virus nicht einmal den Ansatz zu einem Impfstoff. Vorbeugung heißt also – ebenso wie bei Dengue oder Malaria – zuallererst, den Mücken aus dem Wege zu gehen, die die Erreger tragen.
Im Falle von Zika sind das tropische Stechmücken der Gattung Aedes. Einige Arten davon, die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und die Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) wurden durch menschliches Zutun – Frachtschiffe, Flugzeuge – längst auch in die USA und nach Europa eingeschleppt. Folgerichtig traten in Italien im Jahre 2007 bereits 200 Fälle des Chikungunya-Fiebers auf, 2010 wurde in Südosteuropa erstmals das West-Nil-Fieber gemeldet und auf den zu Portugal gehörenden Azoren steckten sich 2012 mehr als 2000 Menschen mit dem Dengue-Fieber an.
Das A und O der Vorbeugung ist also derzeit die Bekämpfung der Aedes-Mücken und die Benutzung von Moskitonetzen da, wo die Mücken verbreitet sind. Bei der Bekämpfung der Mücken werden derzeit in Brasilien massiv Insektizide eingesetzt. Daneben können die Mücken aber auch deutlich dezimiert werden, wenn man in der Nähe menschlicher Siedlungen die potenziellen Lebensräume der Mückenlarven beseitigt: Wasserpfützen (nicht zuletzt in weggeworfenen Altreifen).
Eine weitere, allerdings umstrittene Methode ist das massenhafte Aussetzen unfruchtbarer Männchen, die eine britische Firma durch Genveränderung produziert. Das Verfahren wurde 2009 in einem Feldversuch auf einer Karibikinsel getestet, später auch in Brasilien und Malaysia. Bei den Versuchen wurde nach Angabe der Firma die Mückenpopulation um 80 Prozent reduziert. 2007 wurde das Genom von Aedes aegypti komplett entziffert, möglicherweise ergeben sich daraus weitere Bekämpfungsstrategien.
Denn der aktuelle Zika-Ausbruch belegt, dass die gentechnisch präparierten Selbstmordmücken bislang offenbar keine nennenswerte Auswirkung auf die Moskito-Population Brasiliens hatten.
Und so ist die einzig gute Nachricht derzeit nur eine für Bewohner der kühleren Bereiche der gemäßigten Klimazonen: Dort ist es den Aedes-Mücken bislang noch zu kalt. Allerdings wurden Tigermücken auch schon mehrmals am Oberrhein gesichtet. Mit der Klimaerwärmung könnten die vermeintlichen Tropenkrankheiten also auch bei uns auftauchen.