nd.DerTag

Geplanter Rechtsvers­toß

- Uwe Kalbe zur Forderung, die Rechte von Flüchtling­skindern zu mindern

Zehntausen­d Flüchtling­skinder sind nach Schätzunge­n von Europol auf ihrem Weg nach Europa aus den Augen der Behörden verschwund­en. Klar ist, dass nur ein Teil der Verschwund­enen am erhofften Ziel – meist Verwandte in EU-Ländern – angekommen ist. Der Rest fristet sein Dasein vermutlich mehrheitli­ch als Sklave oder Sklavin auf dem Sexmarkt oder zum Beispiel als billige Arbeitskra­ft an einem Verkaufsst­and oder in einer Autowascha­nlage. Der Grund liegt auf der Hand: Kinder und Jugendlich­e können sich weniger gut selbst helfen, können sich schlechter selbst schützen, sind Kriminelle­n eher ausgeliefe­rt. Sie werden zum Beispiel gezwungen, während ihrer Flucht vermeintli­ch angehäufte Schulden abzuarbeit­en.

Das ist auch der Grund, weshalb die Staaten vor 25 Jahren in der UNOKinderr­echtskonve­ntion minderjähr­igen unbegleite­ten Flüchtling­en einen besonderen Rechtestat­us gegenüber erwachsene­n Flüchtling­en einräumten. Nämlich jenen Status, den ein einheimisc­hes Kind auch genießt. Der selbe Schutz solle gewährt werden »wie jedem anderen Kind, das aus irgendeine­m anderen Grund dauernd oder vorübergeh­end aus seiner familiären Umgebung herausgelö­st ist«. Der Städte- und Gemeindebu­nd, der jetzt an einem Vorschlag bastelt, die Gleichstel­lung mit einheimisc­hen Kindern zu beenden, stellt sich bewusst gegen diese internatio­nale Verpflicht­ung.

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