Keine falschen Gedanken
Es heißt ja von neoliberalen Ökonomen so schön, dass der Kapitalismus alles möglichst effizient gestalten würde. Marxisten werfen da schnell ein: Diese Wirtschaftsform will die Arbeiter möglichst viel ausbeuten. Und dann das: Die heimischen Personifikationen des Kapitals, die Chefs, sehen Heimarbeit gar nicht gern, obwohl sie die Angestellten produktiver macht, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung feststellt.
Denn wer schon mal den Selbstversuch gemacht hat, weiß, dass man in der Tat zu Hause mehr arbeitet als im Büro. Zwar schläft man vielleicht eine Stunde länger, aber dann geht es gleich mit dem Morgenkaffee und noch im Schlafanzug an den Computer, der Gang in die Kantine wird durch eine schnelle Tiefkühlpizza aus dem Ofen ersetzt und nach dem Abendessen setzt man sich noch schnell kurz hin, weil einem noch mal eine Idee eingefallen ist, wie man es besser machen könnte. Denn der Kapitalismus funktioniert zumindest bei den Kopfarbeitern weniger an Hand von Überwachung als an Hand von Selbstdisziplin und Selbstüberwachung. Der Geist des Kapitalismus ist also stark in den Köpfen der Kreativen.
Vielleicht sollte man deswegen künftig etwas weniger zu Hause arbeiten und stattdessen im Büro etwas öfter den guten, alten Dienst nach Vorschrift machen. Auf dass der Chef nicht auf falsche Gedanken kommt.