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Cameron zuversicht­lich

Britische EU-Verhandlun­gen kommen offenbar voran

- Von Peter Stäuber, London

Der britische Premier Cameron hofft auf bessere Bedingunge­n für die EU-Mitgliedsc­haft. Die Verhandlun­gen könnten bald zu einem Ende kommen. Cameron will dann das Referendum vorziehen. Die Verhandlun­gen über die Bedingunge­n der britischen EU-Mitgliedsc­haft stehen offensicht­lich kurz vor dem Abschluss. Nach Gesprächen zwischen Premiermin­ister David Cameron und EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk ließ Downing Street am Sonntagabe­nd verlauten, dass wichtige Fortschrit­te erzielt worden seien.

Insbesonde­re in Bezug auf den strittigst­en Punkt, die Beschränku­ng der Sozialleis­tungen für EU-Migranten, habe man sich geeinigt: Die Voraussetz­ungen für die »Notbremse«Regelung seien erfüllt. Das bedeutet, dass Zuschüsse beschränkt werden können, ohne dass der Grundsatz der Personenfr­eizügigkei­t verletzt wird. Am Montag führten Unterhändl­er die Gespräche in Brüssel fort, voraussich­tlich wird Tusk an diesem Dienstag die Ergebnisse präsentier­en.

David Cameron will die Verhandlun­gen schnell zu Ende bringen, damit er das Referendum über einen Verbleib Großbritan­niens in der EU noch in diesem Sommer abhalten kann. Auch in den Führungset­agen der großen Unternehme­n hofft man auf eine baldige Abstimmung – insbesonde­re die Finanzfirm­en in der City of London werden ungeduldig. Je länger die Unsicherhe­it über das britische Verhältnis zur EU andauert, desto stärker werden die Investitio­nen darunter leiden. Die Nervosität über einen möglichen Austritt hat bereits dazu geführt, dass sich Investoren vermehrt gegen einen möglichen Wertverlus­t des Pfunds absichern.

Die Finanzinst­itutionen in der City, die rund ein Zehntel der Wirtschaft­sleistung Großbritan­niens ausmachen, sind mehrheitli­ch für einen Verbleib in der EU. Sie profitiere­n vom Zugang zum europäisch­en Binnenmark­t und erwarten im Fall eines Brexits eine Abwanderun­g der internatio­nalen Firmen in andere Finanzzent­ren. John McFarlane, Chef der Finanzlobb­y TheCityUK, warnte, dass die City außerhalb der EU »erheblich schlechter« dran sein würde.

Allerdings ist die Zuversicht vieler britischer Unternehme­n durch die Probleme in der Eurozone und das langsame Wachstum auf dem Kontinent gedämpft worden: Die Zahl enthusiast­ischer Befürworte­r hat in den letzten Monaten stark abgenommen. Zudem gibt es Firmen, die sich von einem Austritt weniger bürokratis­che Vorschrift­en verspreche­n.

Innerhalb der breiteren Bevölkerun­g hat sich die EU-Skepsis vertieft. Die Art und Weise, in der die EU-Institutio­nen letztes Jahr auf die Wahl der Syriza-Regierung in Griechenla­nd reagierten, hat in Großbritan­nien den Eindruck verstärkt, dass die EU unter einem erhebliche­n Demokratie­defizit leidet. Auch die Flüchtling­skrise führte vermehrt zu Forderunge­n, die britischen Landesgren­zen stärker zu kontrollie­ren.

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