Home Office sieht der Chef nicht gern
Studie: Heimarbeit macht Angestellte produktiver
Berlin. Vielen Beschäftigten, die gerne häufiger von zu Hause aus arbeiten wollen, wird dies von den Unternehmen nicht erlaubt. Im internationalen Vergleich hinke Deutschland bei der Heimarbeit hinterher, berichtete die »Süddeutsche Zeitung« am Montag unter Berufung auf eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Besonders ausgeprägt ist demnach das Missverhältnis zwischen dem Wunsch und der Genehmigung von Heimarbeit bei Banken, Versicherungen und der öffentlichen Verwaltung.
In diesem Bereich seien »offensichtlich noch in besonderem Maße personalpolitische Dinosaurier aktiv«, sagte der Autor der Studie, DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke, dem Blatt. Derzeit arbeiten laut der Untersuchung zwölf Prozent aller abhängig Beschäftigten überwiegend oder gelegentlich von zu Hause aus.
40 Prozent der Arbeitnehmer gaben jedoch an, dass bei ihrer Tätigkeit Heimarbeit möglich wäre. Nur ein Drittel von ihnen würde sie ablehnen. Der Anteil der Heimarbeiter könnte daher in Deutschland auf mehr als 30 Prozent steigen, rechnet das DIW vor.
Die Antworten zeigten, dass Heimarbeit vor allem für gut und hoch qualifizierte Angestellte, für Führungspersonal sowie für Beamte ab dem gehobenen Dienst infrage komme, und das besonders in großen Firmen. Viele Chefs wollten dies aber nicht. Sie hätten noch nicht erkannt, »dass Beschäftigte, die auch zu Hause arbeiten können, zu einer größeren Arbeitszufriedenheit neigen«.
Außerdem würden Arbeitnehmer dabei mitunter sogar unbezahlte Mehrarbeit in Kauf nehmen. So arbeiten dem DIW zufolge zu Hause tätige Vollzeitbeschäftigte im Schnitt fast 46 Wochenstunden, weil diese Personen vorweisen müssten, dass sie etwas geleistet hätten. »Jemand, der im Betrieb arbeitet, wird das auch tun müssen, aber in vielen Betrieben ist es so, dass vorrangig die Anwesenheit zählt«, so Brenke.
Deutlich höher als in Deutschland liegt der Anteil der Heimarbeiter in Frankreich oder Großbritannien. In Schweden arbeite jeder Vierte manchmal oder gewöhnlich zu Hause. In den Niederlanden gebe es sogar einen Rechtsanspruch darauf, zu Hause sein Geld verdienen zu können.