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Fußballer kicken das Licht an

Im nigerianis­chen Lagos wird bei einem Pilotproje­kt die kinetische Energie der Spieler in Solarstrom umgewandel­t

- Von Anne Gonschorek, Kapstadt.

Ein Fußballfel­d in Lagos benutzt die durch die Bewegung der Spieler erzeugte kinetische Energie, um Licht zu erzeugen. Diese Technologi­e soll Westafrika bei seinen Bemühungen um Erneuerbar­e helfen. Afrika macht sich immer mehr sein natürliche­s Potenzial zu Nutze. Die Afrikanisc­he Union – eine Allianz, die aus 54 Mitgliedss­taaten besteht – erklärte im Dezember ihr Ziel, über 18 Milliarden Euro (19,8 Milliarden Franken) in erneuerbar­e Energien zu investiere­n. Damit sollen dem Kontinent in den kommenden zehn Jahren mindestens zehn Gigawatt an erneuerbar­em Strom zur Verfügung gestellt werden.

»Wir haben enorme natürliche Ressourcen für saubere Energie in Afrika«, sagte Akinwumi Adesina, der Präsident der Afrikanisc­hen Entwick- lungsbank. »Wir haben das Potenzial, 11 Terawatt an Solarenerg­ie, 350 Gigawatt an Wasser-, 110 Gigawatt an Wind- und 15 Gigawatt an Erdwärmeen­ergie zu nutzen.« Auf einem Fußballpla­tz in Nigeria sieht man jetzt schon, wie das aussehen könnte.

In Ostafrika ist die Nutzung von Solarenerg­ie bereits Alltag. Das solarbetri­ebene Fußballfel­d im westafrika­nischen Lagos soll nun jedoch einen Gang höher schalten. Der Platz am Technische­n College Akoka entstand im vergangene­n Jahr in Zusammenar­beit mit dem Energiegig­anten Shell, dem Musiker Akon, der sich schon seit einiger Zeit für den Gebrauch von Solarenerg­ie in Afrika stark macht, und Pavegen, einem britischen Junguntern­ehmen. Letzteres versucht, neue Energie zu geringen Preisen nach Afrika zu bringen, um die Elektrizit­ätsproblem­e des Kontinents zu lösen. »Wir fanden eine Gemeinde, die kein Licht hatte, es gab keine Möglichkei­t, nachts unter die Leute zu gehen oder Sport zu treiben«, erklärte PavegenGrü­nder Laurence Kemball-Cook gegenüber Radio France Internatio­nal. Man wolle die afrikanisc­he Art, Energie zu betrachten und zu nutzen, grundlegen­d verändern.

Genau deswegen ist der Fußballpla­tz in Nigerias kommerziel­lem

Akinwumi Adesina Zentrum Lagos derartig innovativ ausgestatt­et worden. Weltweit gibt es bisher nur noch ein anderes Spielfeld in Brasilien, das sich derselben Besonderhe­iten rühmt. Die vielleicht in- teressante­ste Eigenschaf­t dieser zwei futuristis­chen Sportplätz­e ist die Tatsache, dass sie kinetische und solare Energie miteinande­r verbinden, um Elektrizit­ät zu generieren. Dies geschieht mit Hilfe von Platten, die unter dem Feld montiert werden. Sie können die kinetische Energie eines jeden Schrittes auffangen und dann in nutzbaren Strom umwandeln. Die so gesammelte Energie kann zum Beispiel für Schwachstr­omsysteme wie Straßenlic­hter genutzt oder auch für die spätere Nutzung gespeicher­t werden. Hundert dieser Platten liegen unter dem Gras versteckt und nutzen jede einzelne Bewegung der Spieler. Zusammen mit der Energie, die von den umliegende­n Solarmodul­en gesammelt wird, kann die Anlage so die umliegende Gemeinde für bis zu 24 Stunden beleuchten. Weil das Ausmaß der Elektrizit­ät natürlich im direkten Zusammenha­ng mit dem Ausmaß der Bewegung auf dem Feld zusammenhä­ngt, ist diese Technologi­e vor allem in geschäftig­en Gegenden sinnvoll. Schulen, Sportzentr­en und Märkte sollen in der Zukunft ihre kinetische Energie nutzbar machen. So könnte bald der ganze Kontinent erleuchtet werden.

Allerdings gibt es auch Kritiker des Projektes. Diese sind nicht mit der Einbeziehu­ng Shells einverstan­den. Die Ölförderun­g des multinatio­nalen Konzerns habe die Umwelt im Nigerdelta zerstört. Ein Berufungsg­ericht in den Niederland­en hat deshalb kürzlich sogar entschiede­n, dass nigerianis­che Bauern und Fischer Shell für die verursacht­e Umweltvers­chmutzung anklagen können. Kemball-Cook will allerdings Shells Ruf aufpoliere­n helfen. »Ich glaube, dass es wirklich wichtig ist, dass junge, Unruhe stiftende Technologi­efirmen wie Pavegen aus London mit großen Unternehme­n arbeiten können, um echten sozialen Wandel auszulösen.«

»Wir haben enorme natürliche Ressourcen für saubere Energie in Afrika.«

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