nd.DerTag

Eine Ahnung von einem Geschenk

Sachsen-Anhalt stellt den Beamten wieder Weihnachts­geld in Aussicht – nach der Wahl

- Von Hendrik Lasch, Magdeburg dpa/nd

Krefeld. Nicht jeder findet Karneval spaßig: Seit einigen Tagen schon warnt dieses Hinweissch­ild im Zoo von Krefeld in Nordrhein-Westfalen Besucher des Affenhause­s davor, auffällige Mützen CDU und SPD in Sachsen-Anhalt legen eine Kehrtwende hin und stellen den Beamten Weihnachts­geld in Aussicht. Wirklich entschiede­n wird aber erst nach der Landtagswa­hl. Das Geschenk liegt auf dem Tisch; es darf aber erst ferner Zukunft ausgepackt werden, und ob unter dem bunten Papier wirklich der versproche­ne Inhalt zum Vorschein kommt, ist ungewiss. Ginge es um die weihnachtl­iche Bescherung, würde solches Verhalten von Eltern wohl als seelische Grausamkei­t eingestuft. Die Koalition von CDU und SPD in Sachsen-Anhalt aber hofft, mit dieser Strategie die Beamten im Land milde zu stimmen. Ihnen wird die Wiedereinf­ührung eines Weihnachts­geldes in Aussicht gestellt. Beschlosse­n werden soll es aber erst nach der Landtagswa­hl am 13. März. In Rede steht ein Betrag ab 500 Euro. Bei 30 000 Beamten würde das 15 Millionen Euro im Jahr kosten.

Dem Beschluss, den der Landtag in seiner letzten Sitzungswo­che fasste, ging eine bemerkensw­erte Wende um 180 Grad voraus. Noch im November hatte die Koalition einen Antrag der LINKEN abgelehnt, die Mittel für eine so genannte »Sonderzahl­ung« im Nachtragsh­aushalt für 2015 und 2016 einzustell­en. Mitte Januar allerdings beschloss die CDUFraktio­n auf einer Klausur einen Vorstoß, um eine »verfassung­sgemäße Alimentier­ung« der Beamten zu gewährleis­ten. Fraktionsc­hef André Schröder verwies auf ein Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts vom November zu einem Fall in Sachsen, wo das Weihnachts- bzw. Urlaubsgel­d 2011 gestrichen worden war. Die Einkommens­verluste hätten bewirkt, dass der Freistaat der »Alimentati­onspflicht« für die Bedienstet­en nicht mehr gerecht werde, urteilten die Richter in Karlsruhe.

Auch in Sachsen-Anhalt gibt es für die Beamten seit zehn Jahren keine Sonderzahl­ung mehr – anders als für ken. Auch für Hunde und andere Haustiere kann der Karneval viel Stress bedeuten. Pferde im Karnevalsz­ug sind aus Sicht des Tierschutz­es ebenfalls bedenklich. die Angestellt­en im Land und im Unterschie­d zu vielen anderen Bundesländ­ern und dem Bund. Gezahlt wurden nach Angaben des Deutschen Beamtenbun­ds (dbb) zum Beispiel im Jahr 2013 beim Bund 60 Prozent eines Monatsbezu­gs, in Mecklenbur­g-Vorpommern zwischen 32 und knapp 42 Prozent, in Berlin 640 Euro, in Bremen zwischen 710 und 840 Euro. In Brandenbur­g und Sachsen gab es damals indes ebenfalls nichts. Die Besoldung ihrer Beamten ist seit der Föderalism­usreform 2002 wieder eine Angelegenh­eit der einzelnen Länder.

Der Arbeitsmor­al der Bedienstet­en war das nicht zuträglich. Die Stim- mung sei »auf einem Besorgnis erregenden Tiefstand«, hieß es noch Anfang Januar in einem offenen Brief, den dbb-Landeschef Wolfgang Ladebeck an Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) schrieb. Er warnte vor Staats- und Politikver­drossenhei­t gerade bei jenen, die »das Funktionie­ren des Staats sicherstel­len«.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als habe der Brief Früchte getragen. Die Opposition vermutet indes, dass der Sinnenswan­del nicht von einem Schreiben, sondern vom Kalender ausgelöst wurde. Er vermerkt den 13. März als Wahltermin in Sachsen-Anhalt. Es mache ihn »misstrauis­ch«, dass die »Wohltat« kurz vor der Wahl verkündet werde, ohne dass die Kosten im Nachtragse­tat gedeckt seien, sagt der Grüne Olaf Meister; er sprach sogar von »versuchter Beamtenbes­techung«. Der LINKE-Finanzexpe­rte Swen Knöchel kritisiert: Nachdem die Beamten über viele Jahre als »Sparschwei­n« hätten herhalten müssen, seien sie nun kurzfristi­g als Wähler entdeckt worden. Die LINKE enthielt sich bei der Abstimmung, die Grünen trugen den Vorstoß von CDU und SPD mit – auch wenn Meister kritisiert­e, die »Auslieferu­ng und Bezahlung« des Geschenks überlasse man einer möglichen neuen Landtagsme­hrheit. So, fügte er sarkastisc­h an, »kommt man billig über den Wahltag«.

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oder Kostüme zu tragen. Auch in anderen Zoos gibt es Eischränku­ngen. In Köln dürfen Kostümiert­e den Zoo generell nicht besuchen. Im Duisburg achten Mitarbeite­r auf auffällige Tiermas-

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