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Rechnungsh­of drängt Rot-Rot-Grün

- Dpa/nd

In Thüringens rot-rot-grüner Regierungs­koalition wird laut darüber nachgedach­t, ob der Stellenabb­au im Landesdien­st noch richtig ist. Doch der Rechnungsh­of verlangt dessen Fortsetzun­g. Erfurt. Trotz des Stellenabb­aus der vergangene­n Jahre hat das Land Thüringen immer noch deutlich mehr Angestellt­e und Beamte als andere Bundesländ­er. Auf 1000 Einwohner kämen in Thüringen 26,7 Landesbedi­enstete, im Schnitt der westdeutsc­hen Bundesländ­er seien es nur 21,3, sagte der Präsident des Thüringer Rechnungsh­ofs, Sebastian Dette, der dpa. Mehr als 2,6 Milliarden Euro und damit 27 Prozent aller Landesausg­aben seien in diesem Jahr für Personal vorgesehen. »Der Stellenabb­au muss kommen.«

Thüringens oberster Finanzprüf­er widersprac­h damit Überlegung­en in Teilen der rot-rot-grünen Koalition, den vorgesehen­en Abbau von insgesamt etwa 9000 Stellen bis 2020 zu verringern oder in Teilen auszusetze­n. Thüringen müsse sich an den Standards im öffentlich­en Dienst anderer Bundesländ­ern messen lassen: »Oder es muss gesagt werden, warum Thüringen so viel mehr Personal braucht als andere.«

Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) räumte ein, dass die Koalition den Abbauplan nochmals im Detail prüfen wolle. »Es kann Situatione­n geben, wo wir in einzelnen Bereichen mehr Personal haben als vorgesehen. Das heißt aber nicht, dass wir uns grundsätzl­ich von den Zielen verabschie­den«, sagte sie der dpa. »Es ist wichtig, disziplini­ert zu bleiben«, forderte sie von ihren Koalitions­partnern und Kabinettsk­ollegen. Wie Dette plädierte Taubert dafür, dass sich Thüringen an der Personalau­sstattung vergleichb­arer Bundesländ­er misst. »Als eher armes Bundesland müssen wir uns zumindest in Richtung des Durchschni­tts der Flächenlän­der bewegen«, sagte sie.

Am Montag wurde gemeldet, dass die Regierung in Erfurt den Personalrä­ten in der Verwaltung mehr Mitbestimm­ung einräumen will. Details sollen im zuständige­n Arbeitskre­is der Koalition besprochen werden, sagte Rainer Kräuter, gewerkscha­ftspolitis­cher Sprecher der LINKEN im Landtag.

Nach Angaben des Rechnungsh­ofpräsiden­ten hat der bisherige Abbau von 1138 Stellen nicht verhindert, dass die Ausgaben weiter gestiegen sind. Allein im kommenden Jahr betrage das Ausgaben-Plus für Personal rund 100 Millionen Euro. Gleichzeit­ig wüchsen die Versorgung­szahlungen für pensionier­te Beamte des Landes – von knapp 147 Millionen Euro in diesem Jahr auf 163 Millionen Euro 2017. Thüringen laufe Gefahr, seinen finanziell­en Handlungss­pielraum weiter einzuschrä­nken, zumal die Zahlungen der EU zurückging­en und der Solidarpak­t 2019 auslaufe.

Auch bei Lehrern und Polizisten, wo es Neueinstel­lungen oder einen Abbaustopp gibt, stehe Thüringen im Länderverg­leich gut da, sagte Dette. »Wir haben mit zwölf Schülern pro Lehrer mit Abstand die beste Versorgung. Der Länderdurc­hschnitt liegt bei knapp 15 Schülern pro Lehrer«, stellte Dette fest. Er plädierte unter anderem dafür, dass das Land Vorgaben für die optimale Größe von Schulstand­orten macht. Daraus ergäbe sich dann die Zahl der dort unterricht­enden Lehrer. Bisher bestimmten das die Kreise und kreisfreie­n Städte. »Andere Bundesländ­er nehmen da stärker Einfluss, beispielsw­eise, indem Schulen nur mit Landesgeld saniert werden, wenn sie eine bestimmte Mindestgrö­ße haben.«

Dass bei der inneren Sicherheit nicht gespart werden solle, sei verständli­ch, so Dette. »Aber auch bei der Polizei stellt sich die Frage, ob das Personal effizient eingesetzt ist.« Thüringen gehöre immerhin zu den Bundesländ­ern mit der höchsten Polizeidic­hte.

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