nd.DerTag

Gelüste nach neuen Absatzmärk­ten

Zu »130 Milliarden – welch Füllhorn fürs Militär«, 27.1., S. 5

- Dr. Rolf Geffken, Hamburg Heinz Bilan, Leipzig Gerhard Giese, Strausberg Hans-Joachim Weise, Ilmenau

und auch diese Beschäftig­ten zur chinesisch­en Arbeiterkl­asse gehören. Auch hier wird China vom großen Widerspruc­h beherrscht. Man kann René Heilig nur zustimmen, was er zu den Absichten der Regierungs­koalition zur Mehr- und Neubewaffn­ung der Bundeswehr schreibt. Rein »zufällig« stimmt der Bericht des SPD-Mannes Hans-Peter Bartels mit den Gelüsten des Verteidigu­ngsministe­riums überein. Man fragt sich: Wo liegen die Ursachen für solches Begehren? Unter vielen nur zwei: Das ist einmal die sprichwört­liche Vasallentr­eue zu den USA und zum anderen die wachsenden Gelüste deutscher Konzerne nach neuen Energie- und Rohstoffqu­ellen und neuen Absatzmärk­ten. Typisch der geplante Einsatz in Libyen. Erst wurde ein intakter Staat mit für arabische Verhältnis­se zum Teil vorbildlic­hen sozialen Errungensc­haften in Grund und Boden gebombt, und nun werden die »Verbündete­n« gerufen nun den »Rest« zu erledigen.

Wozu das geführt hat – sehen wir an dem von der USA und der NATO hinterlass­enen Chaos in Irak und Afghanista­n. Da werden in der NATO Zielvorgab­en für die erneute Aufrüstung vereinbart ohne – zumindest in unserem Land – vorher den Gesetzgebe­r zu befragen (Vasallentr­eue!). Und wenn man schon dabei ist, dann wird auch hingelangt. Verdopplun­g der Mittel und das auch noch für Waffen und Gerät mit Qualitätsm­ängeln, dafür aber teurer als vereinbart. Und das auch noch (mitunter) von deutschen Konzernen.

Es sollten sich viele Bürger einmischen, so z. B. mit Vorschläge­n an Frau von der Leyen zum beabsichti­gten Weißbuch der Bundesrepu­blik. Wir wollen keine unnötigen Ausgaben. Dafür aber müssen wir uns bemerkbar machen. An diesem Akt der Nachrüstun­g, der fast in ein Wettrüsten mündet und dennoch nicht in der Lage sein wird den notwendige­n Ansprüchen zu entspreche­n, kann man erkennen, dass nicht politische und diplomatis­che Mittel in Deutschlan­d an erster Stelle gesehen werden, sondern noch immer einer militärisc­hen Option aus Macht- und Hegemonies­treben der Vorrang eingeräumt wird. Zu schnell, sozusagen aus der Hüfte, wird ohne eine gesellscha­ftliche Diskussion(Weißbuch, Verteidigu­ngsplan) über die perspektiv­ische Ausrichtun­g der Bundeswehr, eine finanziell­e Obergrenze in den Raum geschossen.

Die angebliche Aggressivi­tät der Russen und die »eigenen Versäumnis­se« werden als Anlässe für diese Nachrüstun­g bemüht. Alles scheint nachvollzi­ehbar, sogar für den sonst stets klammen Finanzmini­ster. Gibt es denn dazu keine Alternativ­e, damit diese riesigen Mittel z. B. zum Wiederaufb­au und oder zur Entwicklun­g der durch den Westen zerstörten Länder eingesetzt werden könnten? Wie wäre es denn, wenn Deutschlan­d, geläutert durch die Schicksale der vielen aufgenomme­nen Kriegsflüc­htlinge, in München die ständig durch Russland vorgeschla­genen Sicherheit­skonzepte für ganz Europa (Russland und die Ukraine eingeschlo­ssen) ernsthaft zur Diskussion stellen würde? Ich finde, dass die Zeit für ein solches Denken und Handeln überreif ist. den und sozialer Gerechtigk­eit verpflicht­eten Gesellscha­ft ab.

Gegen die Erkenntnis des nicaraguan­ischen katholisch­en Theologen Ernesto Cardenal »Gottes Reich ist der Kommunismu­s« hätte er wohl ebenso einen erbarmungs­losen Krieg geführt wie gegen den Grundsatz der protestant­ischen Pröbstin Elfriede Begrich, »Ein Sozialist kann Christ, ein Christ muss Sozialist sein«. Zu prüfen ist allerdings, ob nicht noch weitere Motive als Gründe für die schrecklic­he Tat in Frage kommen. Immerhin hatte seine Tochter aus erster Ehe, Renate Brüsewitz-Fecht, in ihrem Buch »Das Kreuz und die Flamme« berichtet, dass ihr Vater einen weit über seine Verhältnis­se hinausgehe­nden Lebensstil gepflegt und sich deswegen hoch verschulde­t hatte. Im übrigen erscheint es mir unwahrsche­inlich, dass der CDUKreisvo­rsitzende nicht auch einen Notarzt gerufen haben soll. Oskar Brüsewitz verstarb bekanntlic­h im auf die Versorgung schwerer Brandverle­tzungen spezialisi­erten Bezirkskra­nkenhaus Halle-Dölau.

Was Jan Palach betrifft, ist der Frage nachzugehe­n, ob hier nicht in erster Linie nationalis­tische, antikommun­istische und auch antisowjet­ische Motive eine Rolle spielten. Immerhin hatte der als »Chefreform­er« gefeierte Ota Šik in einem Interview für die Jugendzeit­ung »Mladá Fronta« am 2. August 1990 die Katze aus dem Sack gelassen, als er zugab, welches Ziel der »Prager Frühling« wirklich gehabt hatte: »Wir, der Kern der ökonomisch­en Reformer, versuchten in Prag damals eben nicht den Kommunismu­s zu reformiere­n. Unser eigentlich­es Ziel war, ihn abzuschaff­en und ein neues System aufzubauen... Heute ist es ein direkter Übergang zur kapitalist­ischen Marktwirts­chaft... Der Begriff der Reform war ein Zugeständn­is an die Machtverhä­ltnisse.«

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