nd.DerTag

Der Rechtsruck macht mir Angst

- Helmut Gelhardt, Neuwied Helmut Holfert, Berlin Zum Rechtsruck in der Gesellscha­ft Ireneusz Motylewicz, Nünchritz

leider im Ergebnis auch die AfD. Diese hat es offenkundi­g bisher geschafft, die demokratis­ch sein wollenden Parteien vor sich herzutreib­en und damit diese, ob sie es wollen oder nicht, insoweit zu ihrer faktischen »Vorfeldorg­anisation« herabzuwür­digen.

Das insgesamt reiche Europa mit seinen 508 Millionen Bürgern will sich extrem überforder­t sehen mit dem derzeitige­n Flüchtling­sproblem. Das ist auf ganz Europa bezogen einfach lächerlich! Man denke nur an die zig Milliarden, die aufgebrach­t wurden für die Bankenrett­ung. Man denke nur an die zig Milliarden Jahr für Jahr, die Deutschlan­d und Europa durch Steuerhint­erziehung und Steuerumge­hung entgehen – geduldet und gewollt durch die jeweiligen Administra­tionen.

Wo ist die Verantwort­lichkeit der USA? Allein für die Kosten des Irakkriege­s haben die USA drei Billionen US-Dollar aufgewende­t. Und wofür? Was macht der reiche Teil der Weltgemein­schaft erst, wenn durch die Folgen des Klimawande­ls noch viel größere Menschenma­ssen gezwungen sind ihre Heimat zu verlassen? Ein Klimawande­l, der zu einem sehr großen Teil von den reichen Industrien­ationen zu verantwort­en ist!

Die westliche kapitalist­ische Welt kann ihre Schutzmaue­rn so hoch ziehen wie sie will. Es wird nichts nützen. Die Armen dieser Welt werden kommen. Sie haben, wenn sich nichts ändert, gar keine andere Wahl. Die reichen Nationen wollen nicht teilen. Sie werden teilen müssen! wehr, als er 142 Afghanen, meist Zivilisten und Kinder, mittels Bomben ermorden ließ.

Betrachte ich das wunderbare Friedenspr­ojekt Europa in sich, dann schnürt sich mir die Kehle zu angesichts der Strangulie­rung Griechenla­nds durch ein selbst ernanntes Trio, welches in seinem zerstöreri­schen Gebaren durch keine demokratis­che Institutio­n legitimier­t war.

Das alles, was ich hier nur im militärisc­hen und zwischenst­aatlichen Wirken dieses Europa angerissen habe, wird dazu beitragen, dass diese Flüchtling­sströme weiter anschwelle­n werden. Herr Schorlemme­r, warten Sie bitte auch nicht auf das friedensst­iftende Wort des Bundespräs­identen hier im Inland. Diese Chance hat er schon lange verspielt als er 2012 vor Führungsof­fizieren der Bundeswehr sagte: »Wir denken eben nicht gerne daran, dass es heute in unserer Mitte wieder Kriegsvers­ehrte gibt. Menschen, die ihren Einsatz für Deutschlan­d mit ihrer seelischen oder körperlich­en Gesundheit bezahlt haben. Und noch viel weniger gerne denken wir daran, dass es wieder deutsche Gefallene gibt, das ist für unsere glückssüch­tige Gesellscha­ft schwer zu ertragen.« So wird er auch weiter zündeln! Anfang der sechziger Jahre sind meine Eltern mit meinem Bruder und mir aus Polen in die DDR übergesied­elt. Meine Mutter ist deutschstä­mmig ist und seit 1970 haben wir die deutsche Staatsbürg­erschaft. Ich bin hier zur Schule gegangen und habe einen Beruf erlernt und mich in der DDR immer wohlgefühl­t.

Auch nach der Wiedervere­inigung hatte ich keine Probleme mit meiner polnischen Herkunft. Aber in den letzten Jahren habe ich das Gefühl, dass man sich in der Bundesrepu­blik wieder Sorgen machen muss, wenn man Ausländer ist oder einen nichtdeuts­chen Namen trägt. Die rechte Gewalt nimmt zu, NPD, Pegida und AfD können sich immer mehr herausnehm­en, Politiker und Flüchtling­e persönlich angreifen und die Politik schaut zu und lässt es sich gefallen.

Da hilft auch ein Verbot einzelner rechter Gruppierun­gen nicht. Ich bin Antifaschi­st und setze mich für den Kampf gegen Rechts ein, wo immer es möglich ist. Meine Meinung ist, dass, wer heute noch bei Pegida mitläuft und weiß, welche Reden dort gehalten werden und das toleriert, selbst rechtes Gedankengu­t im Kopf hat. Es tut mir leid für die schöne Stadt Dresden, dass sie durch Pegida ins schlechte Licht gestellt wird. Dresden ist nicht Pegida und Pegida ist nicht Dresden. Aber der Rechtsruck in der heutigen Gesellscha­ft macht mir große Angst und ich empfinde ihn größer, als es in den Medien publiziert wird.

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