nd.DerTag

Auch Chinas Medien berichten häufiger

Zu »Chinas unruhige Arbeiter«, 26.1., S. 3

-

Streiks gehören seit geraumer Zeit zur Arbeitswel­t Chinas. Neu ist allenfalls, dass darüber auch in den chinesisch­en Medien immer häufiger berichtet wird. Es ist auch nicht zutreffend, dass erst seit kurzem auch gegen Betriebssc­hließungen und für die Abführung von Versicheru­ngsbeiträg­en und Wohnungszu­schüssen gestreikt werde. Solche Ziele werden in Streiks in China seit Jahren verfolgt (vgl.: »Streik auch in China?«, Cadenberge 2011).

Allerdings nehmen westliche Berichters­tatter meist nur die auf Südchina beschränkt­en Berichte des Hongkonger »China Labour Bulletin« zur Kenntnis. Arbeitskäm­pfe in Zentral- und Nordchina geraten meist gar nicht in das Blickfeld. Gleichzeit­ig bleibt – wie in dem »nd«-Artikel – der Zusammenha­ng zwischen der Wahrnehmun­g von Individual­rechten nach dem Arbeitsver­tragsgeset­z und Arbeitskam­pfmaßnahme­n unberücksi­chtigt: Das weitreiche­nde Arbeitsrec­ht und seine Popularisi­erung durch die Regierung haben erheblich zur Stärkung des Kampfbewus­stseins der Arbeiter beigetrage­n.

Gleichzeit­ig hat die auf Stärkung der Binnennach­frage gerichtete Politik massiv den Spielraum der Streikende­n erweitert. Das gilt auch für die in vielen Provinzen erfolgten Erhöhungen des gesetzlich­en Mindestloh­ns. Wie auch in anderen Ländern entsteht die Streikbere­itschaft keineswegs in erster Linie bei unqualifiz­ierten und gering bezahlten Arbeitern, sondern gerade bei den relativ gut bezahlten Beschäftig­ten, deren Ansprüche allerdings gestiegen sind. Bei »Foxconn« etwa wehrten sich schlecht bezahlte junge »Praktikant­en« nicht mit Streiks, sondern mit Selbstmord­en.

Ganz anders war es bei Honda, wo hoch qualifizie­rte Automobila­rbeiter einen offensiven Lohnstreik führten. Allerdings gerät zu oft aus dem Blick, dass im Gegensatz zur Lage vor der Transforma­tion der chinesisch­en Wirtschaft die Lage der Beschäftig­ten in den großen Staatsbetr­ieben immer noch relativ gut ist

Newspapers in German

Newspapers from Germany