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Wurde MH370 übersehen?

85 000 Quadratkil­ometer bislang abgesucht

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Im Indischen Ozean ist der Meeresbode­n immer wieder mit tiefen Tälern und Schluchten durchzogen, in denen Flugzeugtr­ümmer vollkommen von der Bildfläche verschwind­en könnten. Martin Dolan vom australisc­hen Amt für Verkehrssi­cherheit gestand im Interview mit dem australisc­hen Nachrichte­nmedium News.com.au ein, dass seine Teams nicht immer ein »ausreichen­d gutes Sonar-Bild« bekommen hätten. »Der Meeresbode­n ist sehr zerklüftet und komplex.« Solche Regionen würden die Suchteams deswegen erneut überprüfen. »Wir schauen nochmal, weil diese Regionen, in denen wir uns nicht sicher sein können, groß genug sind, dass sich ein Flugzeug dort befinden kann«, sagte Dolan.

Bisher ist nur ein Trümmertei­l des Malaysia Airlines-Fliegers aufgetauch­t, der am 8. März 2014 mit 239 Menschen auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking verschwund­en ist. Im Juli war ein mit Muscheln bewachsene­s Wrackteil auf La Réunion im Indischen Ozean angespült worden. Französisc­he Ermittler bewiesen anhand von Seriennumm­ern, dass es sich tatsächlic­h um ein Steuerrude­r des vermissten Flugzeuges handelte – bis heute der einzige Hinweis auf das Schicksal der Boeing 777. Bei einem Wrackteil, das im Januar in Thailand gefunden wurde, konnte eine Verbindung zu MH370 ausgeschlo­ssen werden.

Bisher wird aufgrund von Satelliten­daten, die die Maschine noch übermittel­t hat, von einem Absturzort im Indischen Ozean ausgegange­n, etwa 1800 Kilometer vor Westaustra­lien. Auch Driftanaly­sen nach der Identifizi­erung des Steuerrude­rs deuten auf die Region. Trotzdem hatten Australien­s Behörden, die die Maschine dort in einem 120 000 Quadratkil­ometer großen Bereich mit Spezialsch­iffen suchen, bisher keinen Erfolg. In den 85 000 Quadratkil­ometern, die bisher erfasst wurden, stießen die Suchteams bisher nur auf die Wracks zweier Schiffe.

Trotzdem ist Martin Dolan, der in Australien für die Suche verantwort­lich ist, zuversicht­lich, dass das Flugzeug gefunden wird. Die Suche soll auf alle Fälle die geplanten 120 000 Quadratmet­er umfassen und bis vermutlich Jahresmitt­e fortgeführ­t werden. Es gebe keine Erfolgsgar­antie, aber durchaus eine große Wahrschein­lichkeit, dass der Flieger gefunden werde, sagte Dolan. »Ich wache immer noch jeden Tag auf und denke, heute könnte der Tag sein.«

Am Sonntag ist ein weiteres, viertes Suchschiff chinesisch­er Herkunft in Richtung Australien aufgebroch­en, um die Suche zu unterstütz­en. Es wird Ende Februar in der Suchregion erwartet.

Die Tragödie gilt als größtes Rätsel der Flugindust­rie. Spekuliert wurde über die Fracht, darunter leicht brennbare Lithiumbat­terien, Passagiere, Piloten, eine mögliche Entführung, technische Probleme und einen Abschuss.

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