Bernie Sanders probt die Revolution
Hillary Clinton und Ted Cruz siegen beim Auftakt der parteiinternen Vorwahlen in den USA
Niederlage für Donald Trump, Dämpfer für Hillary Clinton – die erste Vorwahl im US-Bundesstaat Iowa verlief für die bisher favorisierten Präsidentschaftsbewerber nicht gut. Entscheidung per Münzwurf, auch das gehört zu den Besonderheiten einer Vorwahl in Iowa. Gleich in mehreren Wahlkreisen entschied bei Stimmengleichheit das Glück für Hillary Clinton, die am Ende denkbar knapp vor ihrem nunmehr einzigen Konkurrenten Bernie Sanders lag. Denn Ex-Gouverneur Martin O'Malley steigt bei den Demokraten aus dem Rennen um das Weiße Haus aus.
Nach 99 Prozent der übermittelten Stimmen kam Clinton auf 49,9 Prozent, der linksorientierte Senator Sanders auf 49,6 Prozent. Ihr Wahlkampfteam erklärte die einstige Außenministerin kurzerhand zur Siegerin. Sanders sagte vor begeisterten Anhängern, vermutlich würden die demokratischen Delegiertenstimmen des Bundesstaates geteilt. Er erinnerte daran, wie sein Team weitgehend unbekannt und ohne Geld vor neun Monaten in den Wahlkampf gezogen sei. Da sei das, »was Iowa heute begonnen hat, eine politische Revolution«.
Klarer ging es bei den Republikanern zu. Dort entschied der ultrakonservative Senator Ted Cruz mit 27,7 Prozent die erste Vorwahl und zeigte sich nach diesem »Sieg für mutige Konservative« demütig: »Die Ehre gebührt Gott.« Er düpierte den in Umfragen bisher vorn liegenden rechtspopulistischen Milliardär Donald Trump (24,3 Prozent). Knapp dahinter und deutlich besser als erwartet lag Marco Rubio. Der Senator aus Florida, der als gemäßigter republikanischer Kompromisskandidat gilt, erklärte, er wolle die Partei im weiteren Wahlkampf wieder einen. Cruz inszeniert sich dagegen wie Trump als großer Streiter gegen das politische Establishment in Washington.
Nach Einschätzung der »New York Times« trug »Wut Ted Cruz zum Sieg. Und sie hinderte Hillary Clinton daran, einen echten Erfolg zu verbuchen.« Das Votum sei »Abbild eines heiß gelaufenen Amerikas, das so unzufrieden ist, dass es sich einem um sich schlagenden evangelikalen Republikaner zuwendet, der die Zerstörung eines von Korruption durchzogenen Systems fordert«.
Donald Trump ist nicht nur für Politikprofessor David Redlawsk der »große Verlierer des Abends«. Und laut »Washington Post« sind »die wahren Gewinner« Marco Rubio und Bernie Sanders »mit seinem Quasi-Unentschieden«. Langfristig sollte das Ergebnis von Iowa »Rubio zur Nominierung verhelfen« – und »Hillary Clinton könnte die größte Verliererin sein«, so das Blatt.
Nächste Wahlstation ist schon in der kommenden Woche New Hampshire, wo Sanders eine große Siegchance prognostiziert wird und Trump in den Umfragen ganz klar führt. Allerdings gehörten in Iowa auch die Meinungsforscher zu den Verlierern. Ziel der Bewerber beider Lager sind im Sommer die großen Parteitage, die dann endgültig die Präsidentschaftskandidaten benennen.