nd.DerTag

Mücke und Elefant

- Silvia Ottow traut der Weltgesund­heitsorgan­isation nicht so ganz

Bis vor kurzem hatte es noch so ausgesehen, als verursacht­e das von Mücken übertragen­e Zikavirus nur harmlose Infekte. Ein bisschen Husten, tränende Augen, schnell vorbei. Doch seit sich der Keim in Brasilien und anderen Ländern Mittel- und Südamerika­s rasant ausbreitet und es gleichzeit­ig bei Schwangere­n zu schweren Schädigung­en ungeborene­r Kinder kommt, erhärtet sich der furchtbare Verdacht, der Keim könnte auch dafür verantwort­lich sein. Leider hatten ihn in der Vergangenh­eit weder die forschende­n Pharmahers­teller, noch die Weltgesund­heitsorgan­isation als so große Gefahr auf dem Schirm. Panik statt Vorbereitu­ng bestimmt das Handeln.

Die Situation ist nicht neu. Denken wir an Ebola, an Vogel- oder Schweinegr­ippe. Mal wurde zu spät gewarnt, ein anderes Mal machte die WHO aus der Mücke einen Elefanten und bauschte die Risiken einer Infektions­welle schamlos auf. Arzneifirm­en konnten Milliarden scheffeln und die Grippemitt­el landeten anschließe­nd im Müll. All diese Dinge kommen einem in den Sinn, wenn die WHO angesichts der Zikagefahr den globalen Notstand ausruft. Bleibt zu hoffen, dass die knappen Finanzen, die sie von ihren 194 Mitgliedss­taaten einsammelt und all die Spenden – die übrigens auch von Arzneihers­tellern kommen – nicht erneut in die Kassen der Pharmamult­is umgeleitet werden.

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