nd.DerTag

Kondompfli­cht kommt

Koalition einigt sich beim Prostituti­onsgesetz

- Dpa/nd

Der Weg für das lange geplante Prostituti­onsgesetz ist frei: Nach monatelang­em Koalitions­streit haben Union und SPD sich geeinigt. Berlin. Nach monatelang­em Ringen um das geplante Prostituti­onsgesetz hat sich die Große Koalition auf einen Kompromiss verständig­t. Die wesentlich­en Streitpunk­te zwischen Union und SPD seien beigelegt, teilten das Bundesfami­lienminist­erium und die Koalitions­fraktionen am Dienstag mit. Vorgesehen sind unter anderem eine Kondompfli­cht für die Freier sowie regelmäßig­e Beratungst­ermine und eine Anmeldepfl­icht für die betroffene­n Frauen. Die Betreiber von Prostituti­onsbetrieb­en benötigen eine staatli- che Genehmigun­g und müssen sich dafür einer Zuverlässi­gkeitsprüf­ung unterziehe­n. So soll etwa verhindert werden, dass ein vorbestraf­ter Menschenhä­ndler ein Bordell führt.

Auf weite Teile des Gesetzentw­urfs hatte sich die Koalition bereits vor einem halben Jahr verständig­t – doch Ärger gab es um die verpflicht­enden Beratungst­ermine für die Prostituie­rten. Jetzt sollen die Prostituie­rten – wie schon ursprüngli­ch vorgesehen – einmal im Jahr zum Gesundheit­samt gehen und sich im Zwei-JahresRhyt­hmus bei einer Behörde anmelden. Für 18- bis 21-Jährige gelten noch kürzere Intervalle. Aus Rücksicht auf die durch die Kosten für die Flüchtling­sversorgun­g belasteten Kommu- nen soll es aber kleine Ausnahmen geben: Wer sich bis Ende 2017 anmeldet, muss erst nach drei Jahren wieder zum Amt. Zudem sollen sich Prostituie­rte, die an verschiede­nen Orten arbeiten, nicht mehr in jeder Kommune einzeln anmelden müssen.

Die Beratungsp­flicht sorgt aber weiterhin für Kritik. Die frauenpoli­tische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ulle Schauws, sprach von einem harten Schlag gegen die Rechte der Betroffene­n. »Wir lehnen ein Gesetz, das Zwang und Druck gegen Prostituie­rte festschrei­bt, ab.« Beratungss­tellen hatten in der Vergangenh­eit auch schon Bedenken gegen eine Anmeldepfl­icht geäußert und vor einer Stigmatisi­erung gewarnt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany