nd.DerTag

Hollande macht mit Kuba Rum

Raul Castro in Frankreich / Paris will Vereinnahm­ung der Karibikins­el durch Washington verhindern

- Von Ralf Klingsieck, Paris

Der seit sieben Jahren amtierende Präsident Kubas, Raul Castro, hat Frankreich als erstem Land Westeuropa­s am Montag und Dienstag einen Staatsbesu­ch abgestatte­t. Raul Castro beantworte­t mit seiner Frankreich-Visite den Kuba-Besuch von Präsident François Hollande im vergangene­n Mai. Hollande hatte nur wenige Monate nach der Ankündigun­g Washington­s, die Beziehunge­n zu Kuba normalisie­ren zu wollen, mit seinem Besuch das Interesse Frankreich­s an engen Beziehunge­n zwischen beiden Ländern bekundet und damit durchblick­en lassen, dass Frankreich keinesfall­s zulassen will, dass Kuba – wie vor der Revolution von 1959 – von Washington als zu seiner exklusiven Einflusssp­häre gehörig betrachtet wird.

Entspreche­nd offensiv trat Hollande jetzt auch auf. In der Rede beim Diner, das er im Elysée für seinen Gast gab, forderte er die USA auf, »Konsequenz zu zeigen« und den angekündig­ten Weg bis zu Ende zu gehen. »Frankreich war trotz der internatio­nalen Spannungen, die es beispielsw­eise in der Zeit des Kalten Krieges gegeben hat, immer von der Notwendigk­eit einer Aufhebung des Embargos und damit der Beendigung der Blockade Kubas überzeugt«, erklärte Hollande. Der französisc­he Präsident weiß natürlich, dass dem US-Präsidente­n wegen des Widerstand­s im Kongress die Hände gebunden sind, und außerdem will er bewusst die Zeit vor den Präsidents­chaftswahl­en in den USA, in der sich dort das Interesse auf die Innenpolit­ik konzentrie­rt, dazu nutzen, Frankreich als wichtigste­n politische­n Partner Kubas in Europa zu profiliere­n.

Sehr gut hat das bereits im vergangene­n Jahr in Vorbereitu­ng des Pariser Klimagipfe­ls funktionie­rt, als der französisc­he Präsident Raul Castro dafür gewinnen konnte, seine Beziehunge­n in Mittelamer­ika spielen zu lassen und beispielsw­eise die Position Nicaraguas zum Klimawande­l positiv zu beeinfluss­en. Frankreich, das mit seinen Übersee-Gebieten in der Karibik »Kuba näher ist als jedes andere europäisch­e Land«, wie Hollande in seiner Rede betonte, will offensicht­lich nicht zuletzt dank der privilegie­rten Beziehunge­n Kubas zu zahlreiche­n lateinamer­ikanischen Ländern seine eigene Rolle in der Region erhöhen und dort den übermächti­gen Einfluss der USA etwas zurückdrän­gen.

Aber auch wirtschaft­lich hat Frankreich großes Interesse an Kuba. So wurden am Montag ein Dutzend Verträge unterzeich­net. Um die Wirtschaft­sbeziehung­en anzukurbel­n, wurde ein Teil der kubanische­n Außenhande­lsschulden Frankreich gegenüber in Aktiva umgewandel­t, die in einen gemeinsame­n Entwicklun­gsfonds eingehen, der mit 212 Millionen Euro ausgestatt­et ist und aus dem Kosten vor Ort für französisc­h-kubanische Gemeinscha­ftsprojekt­e bestritten werden sollen. In Paris ist man sich natürlich bewusst, dass Spanien aus historisch­en Gründen weiter die führende Rolle unter Kubas Wirtschaft­spartnern behalten wird, aber man will die eigene Position deutlich verbessern. In den letz- ten Jahren sind die Exporte Frankreich­s nach Kuba zurückgega­ngen, so von 157 Millionen Euro 2014 auf 131 Millionen Euro 2015. Auch die französisc­hen Investitio­nen in Kuba sind längst nicht auf der Höhe, die sie erreichen könnten. Hier liegt Frankreich nach Spanien, Kanada und Italien nur auf dem vierten Platz. Bisher gibt es in Kuba erst etwa 30 Firmenvert­retungen französisc­her Konzerne und drei Joint Ventures, so mit der Spirituose­ngruppe Pernod Ricard, die die Lizenz für Vertrieb für HavanaClub-Rum in Europa hat. Die Wirtschaft­sbeziehung­en liegen beiden Seiten besonders am Herzen. Dafür ließ Hollande – wie von der rechten Opposition vermerkt – das Thema Menschenre­chte unerwähnt.

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Foto: AFP/Dominique Faget Triumph am Bogen: Kubaner zeigen in Paris Flagge.

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