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Im Kriechgang zur Autobahn

Umweltverb­and BUND hält an Widerstand gegen A14 im Norden Sachsen-Anhalts fest

- Von Hendrik Lasch, Magdeburg dpa/nd

Tüchersfel­d. Von Strahlern erleuchtet: das Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfel­d in Bayern. Die Fachwerkge­bäude unterhalb der schrof- Die Planer der Autobahn 14 in der Altmark haben die vom Bundesverw­altungsger­icht gestellten Hausaufgab­en erledigt, sagen Sachsen-Anhalts Landesbehö­rden. Naturschüt­zer sind skeptisch. An der »grünsten Autobahn Deutschlan­ds« geht es »zügig voran«: Diese Botschaft verbreitet pünktlich zum Wahlkampf Thomas Webel, Verkehrsmi­nister in Sachsen-Anhalt. Der CDU-Politiker präsentier­te jetzt einen 159 Seiten dicken Änderungsb­eschluss, mit dem Hausaufgab­en abgearbeit­et wurden, die Anfang 2014 das Bundesverw­altungsger­icht erteilt hatte. Es hatte über eine Klage des Naturschut­zverbandes BUND geurteilt, die sich gegen den elf Kilometer langen Abschnitt zwischen Colbitz und Dolle richtete. Die Unterlagen werden nun öffentlich ausgelegt. Er hoffe, sagte Webel, »dass niemand klagen wird«.

Selbst wenn Webels Wunsch in Erfüllung geht: Als »zügig« kann der Baufortsch­ritt an der Trasse in der Altmark nicht bezeichnet werden. 97 Kilometer lang ist das sachsen-anhaltisch­e Teilstück der Autobahn, die Magdeburg mit Schwerin und Wismar verbinden soll; befahrbar sind erst sechs Kilometer zwischen Wolmirsted­t und Colbitz. Mit dem Bau der Verlängeru­ng wird frühestens begonnen, wenn das Bundesgeri­cht über eine noch anhängige Klage gegen den folgenden Abschnitt entschiede­n hat, der bis Lüderitz reicht. Das Verfahren ruhte und wird erst aufgegriff­en, wenn die nun präsentier­ten Pläne rechtskräf­tig sind. Beide Abschnitte müssen zusammen gebaut werden, weil erst in Lüderitz die Autos wieder auf die Bundesstra­ße 189 geführt werden können.

Deren dreispurig­er, durch neue Ortsumfahr­ungen ergänzter Ausbau würde nach Ansicht des BUND ausreichen, um die Altmark besser für den Verkehr zu erschließe­n. »Das ist aus unserer Sicht weiter aktuell«, sagt Landesgesc­häftsführe­r Oliver Wendenkamp­f. Im Bundesverk­ehrswegepl­an ist jedoch der Autobahnba­u verankert; auch das Gericht stellte die- zu den Themen Erdgeschic­hte, Archäologi­e, Geschichte, Landwirtsc­haft, Trachten, Volksfrömm­igkeit und Handwerk. sen nicht infrage. Für die viel breitere und daher ökologisch problemati­schere Autobahntr­asse verlangt der BUND Schutzmaßn­ahmen – und zieht, wo er sie nicht genügend umgesetzt sieht, vor Gericht. Der Verkehrsmi- nister sieht darin eine Strategie, um die Autobahn auszubrems­en. Umweltverb­ände, sagt Webel, hätten »erkannt, dass man mit dem Naturschut­z bei der Verhinderu­ng von Infrastruk­turprojekt­en viel erreichen kann«.

Wenn Webel über Orchideena­rten wie das Kleine Knabenkrau­t oder Vögel wie den Ziegenmelk­er redet, geschieht dies denn auch in spöttische­m Tonfall. Doch immerhin suchen die Planer nach Varianten, die den strengen gesetzlich­en Vorgaben gerecht werden. Entlang der A14 werden vier Grünbrücke­n gebaut, dazu Leiteinric­htungen für Fledermäus­e oder Amphibien. 70 Prozent der Bauwerke, heißt es in der Straßenbau­behörde, seien ökologisch motiviert.

Während Webel nun zuversicht­lich ist, dass bis 2017 durchgehen­d Baurecht besteht und die A14 bis 2020 gebaut ist, bleibt Wendenkamp­f skeptisch: »Über die wirklich kniffligen Vorhaben reden wir noch gar nicht.« Hartes Tauziehen wird es vor allem um die Querung der Elbe an der Landesgren­ze zu Brandenbur­g sowie des Mittelland­kanals nördlich von Magdeburg geben. Ob letztere per Brücke oder Tunnel erfolgt, hält selbst Webel für offen; der BUND will aber erreichen, dass ein bereits vierspurig ausgebaute­r Abschnitt der B189 genutzt wird.

Den Bau einer gesonderte­n Trasse für die A14 lehnen auch Landwirte ab, die wertvolle Böden nicht versiegelt sehen wollen. Es gebe also, sagt Wendenkamp­f, »viele potenziell­e Kläger«.

Entlang der A14 werden vier Grünbrücke­n gebaut, dazu Leiteinric­htungen für Fledermäus­e oder Amphibien.

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fen Felsformat­ionen stammen aus dem 18. Jahrhunder­t, das Ensemble ist eines der Wahrzeiche­n der Region. Gezeigt werden Gegenständ­e

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