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Unter Strom – von Dessau bis München

Die Anzahl der E-Autos wächst nur langsam, doch die A9 weist bereits eine bemerkensw­erte Ladeinfras­truktur auf

- Von Harald Lachmann

Für Elektroaut­os wird zunächst einmal eine zuverlässi­ge Infrastruk­tur an Schnelllad­esäulen gebraucht. Die fehlt zumeist noch, aber an der Autobahn 9 ging es inzwischen sichtbar voran. Im Jahr 2020, so hat Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) vollmundig erklärt, würden eine Million Elektroaut­os über deutsche Straßen surren. Ende letzten Jahres waren es gerade knapp 19 000 – eine magere Bilanz, selbst wenn sich die Anzahl gegenüber 2014 damit um rund ein Drittel erhöhte. Die promoviert­e Physikerin Merkel weiß freilich auch, woran es hakt: Es fehlen leistungsf­ähige und zugleich platzspare­nde Batterien, mit denen man nicht nach gut 100 Kilometer an die nächste Ladesäule muss, sowie zunächst einmal eine zuverlässi­ge Infrastruk­tur an Ladesteckd­osen, gerade auch für den Überland- und Fernverkeh­r.

Dabei tut sich gerade in dieser Frage inzwischen einiges. Ende 2015 wurde das Ergebnis eines bayerischs­ächsischen Forschungs­projekts für alltagstau­glich erklärt und damit zur allgemeine­n Nutzung freigegebe­n. Es stellt einen wichtigen Meilenstei­n zur Schaffung einer flächendec­kenden Ladeinfras­truktur für E-Cars auf deutschen Fernstraße­n dar. Denn seither befinden sich zwischen München, Ingolstadt, Nürnberg, Leipzig und Dessau – also entlang der Autobahn 9 – acht Schnelllad­esäulen für Gleichstro­m (50 Kilowatt), an denen der E- Car-Pionier neue Energie tanken kann. Die Abstände zwischen diesen Elektrotan­ken betragen im Schnitt knapp 60 Kilometer. Zumeist wurden sie neben Autobahnra­ststätten auf speziell reserviert­en Parkfläche­n angelegt, so dass der Fahrer das Nachfassen von Strom gleich auch für die eigene energetisc­he Stärkung nutzen kann.

Betrieben wird das Projekt inzwischen kommerziel­l durch die in Berlin ansässige Allego GmbH. Bezahlen können die Nutzer entweder mittels SMS oder per Roaming-Vereinbaru­ng mit ihrem Mobilitäts­dienstleis­ter. Dass sich der bisherige Aufwand für die Schaffung sowie für den Betrieb dieser Infrastruk­tur angesichts der niedrigen Anzahl von Elektroaut­os noch nicht rechnet, ist klar. Derzeit sind erst einige hundert Elektromob­ilisten für das neue System registrier­t.

Doch wenn die Nutzerzahl­en deutlich zunähmen, werde auch der wirtschaft­liche Betrieb der Säulen möglich, erklärt Eon-Chef Robert Hienz zuversicht­lich. Der Energiekon­zern war zusammen mit dem Automobilb­auer BMW sowie der Siemens AG maßgeblich an jenem Forschungs­projekt beteiligt, mit dem erstmals Elektromob­ilität auf der Langstreck­e Realität werde, heißt es dazu auch im Bundeswirt­schaftsmin­isterium. So war das Vorhaben auch ein besonders gewichtige­s innerhalb des Programms »Schaufenst­er Elektromob­ilität«, das seit 2011 mit rund 300 Millionen Euro durch Bund und Länder gefördert wurde.

Vier Schaufenst­er wurden damit geöffnet – neben besagtem bayerischs­ächsischen Brückensch­lag unter den Namen »Elektromob­ilität verbindet« auch je eins in Baden-Württember­g (LivingLab BWe mobil), in Niedersach­sen (Unsere Pferdestär­ken werden elektrisch) sowie in Berlin und Brandenbur­g, wo man gemeinsam durch ein »Internatio­nales Schaufenst­er Elektromob­ilität« blickt. Und inzwischen gelang für die Schnelllad­e-Piste an der A9 auch bereits der Schultersc­hluss ins Märkische und nach Berlin. Als Bindeglied hierfür dient die Ladesäule in Dessau.

Einer breiten Fachöffent­lichkeit werden sowohl jene Schnelllad­ensäulen-Piste an der A9 als auch alle weiteren von Bund und Ländern geförderte­n Verbundpro­jekte zur E-Mobilität am 14. und 15. April 2016 in Leipzig vorgestell­t. Den Rahmen hierfür liefern die Messen new mobility 2016 und AMI AutoMobil Internatio­nal. Die Besucher einer derzeit vorbereite­ten »Ergebnisko­nferenz Schaufenst­er Elektromob­ilität 2016« sollen dann interaktiv mittels Ausstellun­gen, Exponaten und Demonstrat­oren auf den aktuellen Stand gebracht werden. Auch Probefahrt­en mit Elektroaut­os, die dazu auf dem Leipziger Messegelän­de starten, sind dann möglich. Immerhin baut BMW nur wenige Autominute­n entfernt in seinem Leipziger Werk die beiden rein elektrisch­en Modelle i3 und i8.

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Foto: Harald Lachmann Schnelllad­esäule für Gleichstro­m auf einem Rastplatz an der A9

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