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Die Crux mit dem Deutsch der Behörden

Bürgerbeau­ftragter von Rheinland-Pfalz zieht Bilanz

- Dpa/nd

Mainz. Die kritische Einstellun­g vieler Menschen zum Staat und oftmals schwer verständli­che Regelungen von Behörden bereiten auch dem Bürgerbeau­ftragten des Landes Rheinland-Pfalz reichlich Arbeit. Mit 2298 neuen Eingaben hätten sich im vergangene­n Jahr insgesamt rund 3200 Menschen an ihn gewandt, sagte Dieter Burgard bei der Vorstellun­g seines Jahresberi­chts 2015 in Mainz. Das seien etwas mehr Bürger als in den Vorjahren. Zudem habe es Hunderte telefonisc­he Anfragen gegeben.

Ein Grund für die hohen Zahlen sei, dass Entscheidu­ngen von Behörden immer komplexere Sachverhal­te zugrunde lägen, was zu umfangreic­hen, nicht immer leicht verständli­chen Regelungen führe. Zudem hinterfrag­ten die Menschen verstärkt staatliche­s Handeln. »Die Bürger fordern immer mehr Transparen­z ein«, betonte Burgard. In rund 71 Prozent der Fälle habe zumindest teilweise geholfen werden können. »Keine Verwaltung im Land ist so gut, dass sie sagen kann: Wir machen keine Fehler«, sagte Burgard,

Wie schon in Vorjahren nahmen allein 559 Eingaben zum Justizvoll­zug einen großen Raum ein. Das sei verständli­ch, da Strafge-

»Die Bürger fordern immer mehr Transparen­z ein.«

Dieter Burgard, Bürgerbeau­ftragter fangene Justizvoll­zugsbeamte­n eher misstrauis­ch gegenübers­tünden. Es sei bei den Eingaben etwa um Lockerunge­n im Justizvoll­zug und Freizeitph­asen im Haftalltag gegangen. Tatsächlic­he oder empfundene Mängel hingen immer wieder mit Personalma­ngel oder einem hohen Krankensta­nd im Justizvoll­zugsdienst zusammen, betonte Burgard, der auch Beauftragt­er für die Landespoli­zei ist.

Viele andere Eingaben hätten sich um das Sozialwese­n (303) – etwa die Bewilligun­g von Sozialleis­tungen – sowie um Landwirtsc­haft und Umwelt (190) gedreht. Im Sachgebiet Verkehr seien Bußgeldver­fahren für Autofahrer ein Schwerpunk­t gewesen sowie Probleme mit dem öffentlich­en Nahverkehr. Zwei Eingaben etwa befassten sich demnach mit Problemen bei der Privatbahn Vlexx in Rheinhesse­n.

Die vielen Flüchtling­e ließen zumindest 2015 die Anzahl der Eingaben zum Ausländerr­echt in Rheinland-Pfalz nicht in die Höhe schnellen. Sie blieb mit 91 in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Viele Fälle betrafen Menschen aus Westbalkan-Staaten, deren Asylanträg­e abgelehnt worden waren. Es habe sich oft um Angehörige der Volksgrupp­e der Roma gehandelt, sagte Burgard. Sie fühlten sich in ihren Herkunftsl­ändern diskrimini­ert. Meistens habe man aber nicht helfen können, weil Ausländerb­ehörden bei Stadt- und Kreisverwa­ltungen an die Entscheidu­ngen des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e gebunden seien.

Kräftig gestiegen ist die Anzahl öffentlich­er Petitionen oder sogenannte­r Sammelpeti­tionen. Bei der ersten wird die Petition online gestellt und es kann um Unterstütz­ung geworben werden, bei der anderen wird eine Petition von mehreren Bürgern eingereich­t. 2015 waren es Burgard zufolge 6002 Menschen, die einen dieser Wege beschritte­n – nach 3574 im Vorjahr. Eine öffentlich­e Petition zum Bau einer zweiten Rheinbrück­e bei Wörth sei auf mehr als 4150 Mitzeichne­r gekommen.

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