Sparen mit dem richtigen Tarif
Fragen & Antworten: Gastarife und Gasanbieter
Rund 20 Millionen Haushalte in Deutschland heizen mit Erdgas. Durch ihre Treue zum Anbieter verschenken die Erdgaskunden jedoch nach Einschätzung des Bundeskartellamts ihre Marktmacht und die Chance auf niedrigere Preise. Dazu Fragen & Antworten. Durch einen Anbieterwechsel könnten Erdgaskunden nach Angaben der Stiftung Warentest mehrere hundert Euro im Jahr sparen. Verbraucherschützer raten allerdings, die Tarife genau zu studieren. Wie groß ist die Auswahl an Gasanbietern? Der Erdgasmarkt hat sich seit der Liberalisierung in den 1990er Jahren grundlegend gewandelt. Heute gibt es nach Angaben des Vergleichsportals Verivox mehr als 900 Anbieter, die in Deutschland Erdgas vertreiben. Sie arbeiten meist regional. Immerhin etwa 95 Anbieter gibt es demnach im Durchschnitt aber je Postleitzahlengebiet. Wie finde ich den günstigsten Gasanbieter? Preisvergleichsrechner finden sich im Internet. Dort geben Nutzer den Jahresverbrauch in Kilowattstunden und die Postleitzahl ein und erhalten eine Liste mit den günstigsten Anbietern. Wenn auf der Gasrechnung der Verbrauch nur in Kubikmetern angegeben ist, kann dieser Wert mit 9,2 multipliziert werden, um einen annähernden Wert in Kilowattstunden zu erhalten.
Verbraucher sollten sich allerdings darüber im Klaren sein, dass die Gratisangebote im In- ternet ihre Schwächen haben. Die Betreiber finanzieren sich durch Provisionen sowie Werbung von Gasanbietern. Die Standardsuche ist häufig so voreingestellt, dass nicht die besten und langfristig günstigsten Tarif ganz oben angezeigt werden. Verbraucherschützer raten, die Voreinstellungen zu kontrollieren und die angebotenen Vorschläge stets kritisch zu überprüfen. Was zeichnet einen guten und fairen Tarif aus? Die Stiftung Warentest empfiehlt unter anderem Tarife mit einer mindestens zwölfmonatigen beziehungsweise über die gesamte Laufzeit reichenden Preisgarantie. Die Erstvertragslaufzeit sollte demnach nicht mehr als zwei Jahre dauern, die Kündigungsfrist dagegen bei maximal sechs Wochen liegen. Meiden sollten Kunden soge- nannte Pakettarife über eine bestimmte Gasliefermenge. Bei niedrigerem Verbrauch gibt es dabei kein Geld zurück.
Als ungünstig werten Verbraucherschützer darüber hinaus Tarife mit Neukundenboni. Solche einmaligen Wechselprämien werden nur unter bestimmten Umständen und manchmal gar nicht ausgezahlt. Sie lassen den Tarif aber im Vergleich billiger aussehen, als er mit Blick auf den Gaspreis tatsächlich ist. Bei der Einstellung der Suchoption sollten solche Angebote ausgeschlossen werden. Das gleiche gilt für Tarife mit Vorkasse. Sie können ein Hinweis auf unseriöse Ge- schäftsmodelle von Billiganbietern sein. Bei Insolvenz ist das Geld oft weg. Wie funktioniert der Wechsel? Der neue Anbieter übernimmt nach Vertragsabschluss in der Regel kostenlos die Abwicklung. Dafür fragt er beim neuen Kunden dessen persönliche Daten sowie zum Beispiel die Kundennummer beim bisherigen Anbieter und die Nummer des Gaszählers ab. Teils empfiehlt es sich, den Stand des Anbieterwechsels zwischenzeitlich beim alten Versorger zu überprüfen. Wie schnell komme ich aus meinem Vertrag heraus? Das hängt ganz vom jeweiligen Tarif ab. Wer noch nie gewechselt hat und noch in der Grundversorgung ist, kann jederzeit mit einer Frist von 14 Tagen kündigen. Ansonsten steht die Kündigungsfrist im Vertrag. Bei einer Preiserhöhung hat jeder Kunde das Recht auf eine sofortige Kündigung. In der Regel dauert es ein bis zwei Monate, bis die Wechselformalitäten abgeschlossen sind. Kann ich plötzlich ohne Gas dastehen? Nein, auch bei Problemen während des Wechsels oder bei einer plötzlichen Pleite des neuen Anbieters kann das nicht passieren. Der lokale Versorger ist gesetzlich verpflichtet, alle Haushalte in seinem Gebiet mit Energie zu versorgen – auch wenn er nicht mehr deren Vertragspartner ist. Er darf dann aber auch wieder seinen Grundpreis für das gelieferte Gas verlangen. AFP/nd